Leba - Danzig, Polen 7:1! In Deutschland (und Brasilien) gibt es heute vermutlich kein anderes Thema. Ob wir das Wohnmobil in schwarz, rot, gold umlackieren dürfen? Es könnte dann aber wahrscheinlich nicht mehr nach Brasilien einreisen. Vielleicht begnügen wir uns mit Farbfolie für die Scheiben, dann sieht die ganze Welt schwarz, rot, gold aus. Nee, das geht auch nicht, dann sieht man die grünen Ampeln nicht mehr. Schwierig. Was unterscheidet Länder eigentlich noch, außer Fußballerfolgen? Strandverhalten! In Deutschland setzt man sich ja bekanntlich gerne in einen Strandkorb oder legt sich auf ein Handtuch. Beides geht in Brasilien gar nicht. Körbe sind dort maximal als Transportbehältniss für Bier (kalt wie blöd) denkbar, Handtücher sind für Zuhause zum Abtrocknen da. In Brasilien setzt oder legt man sich einfach so auf den Sand, bei manchen Pärchen liegt die Dame zwecks Nachbräunung, während der Mann steht, zwecks Männlichkeit, die durch Sitzen oder Liegen geschmälert würde. Oft ist man aber auch sowieso am Strand um Fußball, Volleyball oder - die Mischung aus beidem - Footvolley zu spielen. Und in Polen? Da gibt es nur eine wichtige Regel: Der beschlagnahmte Strandabschnitt muss mit einem mitzubringenden Stoffzaun großräumig abgeriegelt werden. Dazu bringt jeder seinem eigenen Gummihammer mit, um die Holzpflöcke fest in den Sand zu rammen.
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Leba, Polen Im Slowinski Nationalpark gibt es eine hungrige Wanderdüne, die auf ihrem Weg ganze Wälder verschluckt. Bis zu 10 Meter im Jahr treibt sie der Wind vor sich her. Wenn der Sand mit dem Wald fertig ist, hinterlässt er nur zerriebene Reste toter Bäume. Auf der Fahrt nach Leba nehmen wir auch mal die kleinen Nebenstraßen. Unser Raumwunderschiff schwankt gehörig über die Holperpisten, als wir durch verschlafene Ortschaften fahren. In einem Örtchen erwischen wir eine Polizistin beim Nickerchen im Auto. Dabei ist es noch gar nicht 17:00 Uhrzeit. So, jetzt müssen wir aber los, Autokorso fahren! Die armen Brasilianer. 0:5 und es ist erst Halbzeit. Waaaaaaahnsinn. Mit der DFB Elf und den Brasilianern ist das gerade auch so wie Wanderdüne gegen Bäume. Zerriebene Reste, mein Beileid.
Ustronia Morskiego, Polen
Regentage sind Fahrtage. Heute regnet es viel, also fahren wir viel. Die Grenze nach Polen ist unspektakulär, es ändert sich aber Einiges. Die Sprache, die Währung und wir müssen uns einen Mauttransponder mieten. Nicht weil wir Ausländer sind, wie es bei uns gerade wahnwitzigerweise zur Debatte steht, sondern weil wir mehr als 3,5 Tonnen auf die Waage bringen. Eigentlich sind wir schön Landstraße nach Stettin gefahren, damit wir den Transponder erst in ein paar Tagen nach Danzig brauchen, aber irgendwie führt uns die Beschilderung genau auf die verkehrte Seite von Stettin, damit wir anschließend unbedingt über das kleine Stück Autobahn wieder auf die richtige Seite der Stadt fahren müssen. Bevor wir auf die Mautstraße auffahren, versuchen wir ganz vorbildlich so einen elektronischen Zahlkasten zu bekommen. Der erste Tankstellenbesitzer hat leider keine, nur deutsche Toll Collect Boxen könnte er uns anbieten, die brauchen wir aber gar nicht. Er rät uns, einfach Autobahn zu fahren und das Ding später zu organisieren. Ob wir dann nicht Strafgebühr zahlen müssten, frage ich. "Nee nee, jetzt 18:00 Uhrzeit, Polizei nur arbeitet bis 17:00 Uhrzeit. Kein Problem." Nach einigen Transponderbrücken mit Kameras und Infrarot-Scheinwerfern, erreichen wir tatsächlich, nach nur zweimaligem Wenden auf der Autobahn, eine Tankstelle die uns eine ViaToll Box vermietet. Jetzt sind wir ganz legal unterwegs und hoffen, dass die Kameras vorher auch um 17:00 Uhrzeit Feierabend gemacht haben. Warnemünde Heute treffen wir meine ehemalige Kollegin Kathleen, die wieder in ihre alte Heimat an die Ostsee zurückgekehrt ist. Eine sehr schöne Heimat, muss man sagen. Warum können eigentlich nicht alle Städte am Meer liegen? Am Strand ist das Leben eigentlich immer gut. So gut, dass wir heute dreimal an den Strand gehen. Am Sonntag bei prächtigem Wetter mit einem 8 Meter Auto am Strand einen Parkplatz suchen? Ist nicht so schwer, wie es klingt. Wir beweisen Mut zur Parklücke und hängen unser dickes Heck weit über den Rasen und lassen die Nase etwas in die Fahrbahn ragen. Das geht ganz famos und Parkscheine werden ja zum Glück nicht nach Gewicht abgerechnet.
Hamburg Die Welt ist kleiner als man denkt. Mit ein wenig Abstand wird das deutlich sichtbar. Vom Riesenrad aus sieht man, wie die Hafencity entsteht und die Elbphilharmonie wächst - zumindest die bei den Kosten. Noch kleiner ist die Welt im Miniaturwunderland Hamburg. Genau 87 Mal kleiner. Dafür ist es aber die größte Weltverkleinerung der Welt überhaupt. Paradox, nicht wahr? Die Minilandschaft steckt voller Überraschungen, überall gibt es Sündiges, Sensationelles und Sinnfreies zu entdecken. Dafür muss man sehr dicht rangehen. So dicht, dass man aufpassen muss, nicht von fahrenden Zügen, Feuerwehrautos oder fliegenden Untertassen erfasst zu werden. In der echten Welt ist es heute so heiß, dass wir unseren Getränkevorrat in den Gefrierschrank verlagern und die Eisflaschen anschließend kräftig melken müssen, um wieder an Flüssigkeit zu kommen. Viel mehr mit der Hitze zu kämpfen haben aber die Harleyfahrer, die überall durch die Stadt cruisen. Es ist das größte Harley Davidson Treffen in Europa und man trifft sich gleich hinter unserem neuen Stellplatz an den Großmarkthallen. Das hat den schönen Effekt, dass wir jeden Abend Feuerwerk und gratis Livemusik bekommen. Freie und Harleystadt Hamburg.
Hamburg Als die Sonne aufgeht und unser Campingdach beheizt, sehen wir erst, was für einen schönen Übernachtungsplatz wir uns da rausgelassen haben. Direkt am Elbstrand, in den Dünen und mit Leuchtturm. Frühstück im Sand, mit Blick auf die Elbe, ist ganz schön gut. Jan ist Barkassenkapitän und macht mit uns die große Hafenrundfahrt. Inzwischen werden die meisten Touristen mit schneidigen Riesendampfern durch den Hafen geschippert. Jan und sein Boot sind noch aus einer anderen Zeit. Statt der lockeren Sprüche der modernen Entertainmentschifffahrtsgesellschaft, sind die Witze von Jan schon etwas angestaubt. Es geht um seine nichtvorhandene Seemannsrente und Palmen in der Karibik, die er in weiser Voraussicht pflanzte. Nun ist er auf der Suche nach der passenden (jungen) Dame, mit Vorliebe für Kokosnüsse. Die müssen erst noch von der Palme irgendwie runter. Na ja. Aber eigentlich geht es ja auch um die Schiffe im Hafen, die sind nämlich im Gegensatz zur Seemannsrente ordentlich groß. Auf der Anzeigetafel am S-Bahn Bahnsteig steht: In 3 Minuten Frankreich - Deutschland 0:1. Die Bahn kann nicht nur pünktlich sein, sie kann auch Viertelfinalergebnisse vorhersagen. Sensationell. Na, da sollten wir und den Rest des Spiels direkt noch anschauen. Wir steigen in die S31 und los geht's. Aus dem Hauptbahnhof heraus sehr flott, dann biegen wir total falsch ab und fahren ganz verkehrt. Der Lokführer hat's auch gemerkt und lässt uns unentschlossen ausrollen. Die Zugzielanzeige wird lieber ausgeschaltet und wir kullern mit ganz wenig Elan in die unerwünschte Station. Türen auf und das war's. Ich erwische den verwirrten Chauffeur auf dem Bahnsteig. Er weiß auch von nichts. Nur, dass er nicht mehr weiterfahren soll, sondern umdrehen muss. Das passt gut, da wollten wir auch gerade hin... Ob die im Stellwerk eigentlich auch WM schauen? Wer weiß.
Ulm - Hamburg Wir sind mit einem viel zu luxuriösen Wohnmobil unterwegs und Katrins kleine Mutti ist auch mit dabei. Also von vorne. Die tapfere kleine Mutti hat die letzten Jahre viel zu viel Zeit im Krankenhaus verbracht. Mit Krebs, Chemo, Koma und so weiter. Jetzt geht es aber wieder ganz schön gut und die DKMS, die ihr eine Transplantation organisiert hat, hat jetzt auch noch ein gratis Wohnmobil aufgetrieben, das ihr der Hersteller für zwei Wochen einfach so zur Verfügung stellt. Ist das nicht toll? Jetzt soll die Mutti mal wieder was schöneres als Krankenhaus erleben und wir machen ihr den Chauffeur. Nachdem der halbe Veitsbrunnenweg das Protzmobil besichtigt hat und wir allen schön erklärt haben, dass wir nicht im Lotto gewonnen haben, legen wir los. Zuerst fahren wir in die schönste Stadt der Welt (Hamburg) und dann werden wir später Richtung Polen düsen. In Hamburg kochen wir frech, mit bester Aussicht genau vorm Sternerestaurant. Das ist so toll, dass wir natürlich viel zu spät auf dem Campingplatz ankommen und sofort negativ auffallen. (Zu spät, zu laut, zu dickes Mobil)
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