Katrin geht es immer noch nicht gut. Aber wieder ein kleines Stück besser. Das Fieber ist schon recht niedrig. Ich mache einen auf Pflegedienstpraktikant und tüdel so um die kleine Frau mit den süßen Punkten herum, bis uns beiden ganz schwindelig ist. Mein heutiger außerhospitaler Plan lautet: Nach dem Mittagessen in der Klinik, schnell in den Bukhansan Natonalpark fahren, dort einen 650 Meter hohen Berg besteigen und zum Abendessen wieder zurück im Krankenhaus zu sein. Klingt knapp? Ist es auch. Beim Losfahren, weiß ich noch nicht, dass mich das Bananen Kommando zusätzlich aufhalten wird. Aber von vorne. In den Nationalpark kommt man mit der U-Bahn für 0,80 €. Dann folgt man einfach den Horden der outdoorgestylten Senioren. Weil ich nur Jeans, Pulli und Turnschuhe auffahren kann (und weil die Zeit knapp ist) kompensiere ich meinen Style Fauxpas mit Höllentempo. Dagegen ist Nordic Walking Zeitlupe. Kaum bin ich im Wald, lockt mich ein Tempel mit seltsamen Klängen: Gebete oder Sutren aus dem Lautsprecher, untermalt von amerikanischer Country Musik. Das ist abgefahren. Auf dem ganzen Tempelgelände ist niemand. Doch hinter dem Tempel sitzen in einer Ecke fünf Frauen auf dem Boden und machen Picknick. Ich scheine der erste Mensch seit Monaten zu sein, denn die Fünf quieken ganz aufgeregt als sie mich sichten und winken mich her. Please, please photo! Okay, ich knipse das Grüppchen mit allen verfügbaren Handys. Zum Dank darf, soll - nein muss ich mich zu ihnen setzen und einen Kaffe, eine Orange, eine Banane, einen Erdnussbonbon und Vitamin C Pulver einnehmen. Am besten gleichzeitig. Sehr nett. Wir verstehen uns so gut wie gar nicht, was die Unterhaltung nicht weiter stört. Ich habe die Banane noch zur Hälfte in der Hand, da bekomme ich schon die nächste Banane in die andere Hand gedrückt. Geschält. Ablehnen zwecklos. Während ich das zweite Calciumtorpedo verspeise, kann ich gerade noch verhindern, dass die vierte Banane geschält wird. Nummer 3 liegt schon nackig vor meinen Füßen. Widerstand wird lächelnd ignoriert. "Banana good. Korea good, yes?" Ja ja, aber ich wollte noch auf einen Berg steigen. Es dauert ewig, bis ich mich aus der Gastfreundschaftszwickmühle befreien kann. Mein fehlendes Bergoutfit, scheint mich für den Aufstieg zu disqualifizieren. Dass ich wirklich noch auf den Berg will, scheint nicht anzukommen, wo's doch so gemütlich ist im Tempel. Und die ganzen Bananen - es sind bestimmt noch 20 übrig. Auf dem Weg nach oben erfinde ich Mountain Running. Ich bin tatsächlich erstaunlich schnell ganz oben und weniger erstaunlich fix und alle. Tolle Aussicht, die Häuser wo die U-Bahn sein muss, sind ganz unerhört weit weg und weit unten. Ich hab sogar Vesper dabei, aber die Bananen... Bergab geht's nicht wirklich leichter aber noch schneller. Ich sause so schnell an den Auf- und Absteigern vorbei, dass ich mich frage, ob ich jemals wieder anhalten kann. Ich komme auf die Sekunde genau zum Abendessen im Krankenhaus an und kann sogar noch Bananen aus meinem Rucksack beisteuern. Im Hotel finde ich heraus, dass schon jemand anders Mountain Running erfunden hat. Dann erfinde ich eben Mountain Running without stylish outfit.
2 Kommentare
Esther
22/3/2014 10:37:52
Oh je, das klingt ja nicht alles so erfreulich. Euren Koreabesuch hattet ihr euch bestimmt anders vorgestellt. Also von mir die besten Wünsche und gute Besserung liebe Katrin. Ich denk an dich!
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Die besorgten Plänkschder Gängschder
22/3/2014 15:34:57
Mensch Katrin-was machst du denn für Sachen? Da kommen wir mal zwei Tage nicht zum Bloglesen und dann buchst du plötzlich ein Zimmer im Krankenhaus :-(
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