Im Dschungel, Borneo (Malaysia) Ich stehe früh auf und sortiere bei Sonnenaufgang Fotos auf einem Bänkchen am Reisfeld. Die Mücken halten mich für ihr Frühstücksbüffet und ich sprühe mit Insektenabwehr um mich, dass es reichen müsste um alles Leben in Borneo auszulöschen. Das funktioniert nur bedingt. Die Kaltwasserduschen sind im Freien und eigentlich richtig prima, wenn sie nur nicht so niedrig wären. Ohne Verrenkungen würde ich oberhalb der Ellenbogen nicht nass werden. Also Limboduschen. Das ist mindestens so sportlich wie Yoga. Am "Tip of Borneo", quasi dem Nordkap Borneos, müssen alle anwesenden Familien natürlich jede Menge Beweisfotos machen. Anja oder ich sollen den Familienfotos mit unserer Präsenz jeweils den besonderen exotischen Kick geben. Das machen wir doch gerne und als Dank werden wir von einer Familie zum Essen nach Hause eingeladen, falls wir mal nach Sandokan kommen. Terima Kasih (Vielen Dank). Im chinesischen Buddhisten Tempel in Kudat, sind die Wände alle sehr ausführlich illustriert. Es gibt sogar Heiligenscheine. Und Spendenscheine, auf denen ganz ohne Datenschutz verkündet wird, wer wieviel gespendet hat. Am Strand finde ich eine schwarzen Seeigel, der langsam aber zielstrebig zum Meer stakst. Und Wattwürmer scheint es hier auch zu geben.
Die untergehende Sonne vollbringt ein beachtliches Farbspektakel am Himmel, während ich mit Anja die ganz großen Verschwörungstheorien diskutiere, die mich alle nicht überzeugen. Bei "Chemtrails" beharre ich darauf, dass diese Verschwörungstheorie an sich eine Verschwörung ist und dass die unterschiedlichen Arten von Kondensstreifen am Himmel nur durch unterschiedliche Wetterlagen und Flughöhen zu erklären sind. Und nicht durch zeitweise geheime chemische Beimischungen im Kerosin. :-)
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Pulau Mantanani, Borneo (Malaysia) Anja ist Lehrerin aus Stuttgart und die erste Deutsche, die ich seit drei Wochen treffe. Seit drei Wochen habe ich kein Wort Deutsch gesprochen und so klingen meine ersten Sätze so komisch, dass ich über mich selber lachen muss. Ich möchte die nächsten drei Tage in den Norden fahren und Anja beschließt kurzerhand mitzukommen. Erster Stop ist der Anleger zum Boot nach Mantanani - die Insel auf der ich mich zwei Tage aussetzen lassen wollte. Der Preis war im Reisebüro viel zu hoch, deshalb versuchen wir nun direkt mit den Bootsleuten einen kleineren Preis für einen kurzen Ausflug zur Insel zu verhandeln. Es sind zähe und langwierige Verhandlungen, an denen die Besatzungen von mehreren Schiffen beteiligt sind. Irgendwann wir der Chef herbeitelefoniert, der Mitleid hat und uns einen "Studentenpreis" gewährt. Das glasklare Wasser um die Insel herum ist so unglaublich türkis und blau, dass die Welt wie gefotoshopped aussieht. Fast zu kitschig um echt zu sein. Außer einer Familie aus England, sind wir die einzigen Europäer auf der Insel. Ansonsten sind es vorwiegend chinesische Touristen und Einheimische. Beim Schnorchelausflug gibt es ein ganz unglaubliches Aufgebot an wasserdichten GoPro Kameras, Tauchhandyhüllen und Unterwasserselfiesticks. Fische und Korallen bekommen maximale Aufmerksamkeit und die Seesterne werden gleich aus dem Wasser geholt und rumgereicht, damit jeder ein (oder hundert) Selfies mit Seestern schießen kann. Wärend der Rest sich nach dem Schnorcheln in den Schatten legt, laufe ich am Strand entlang zur bunten Siedlung der Insel. In der Mittagshitze liegen die Familien unter ihren Stelzenhäusern, schaukeln die Babies in kleinen Hängematten oder lausen sich gegenseitig. Nur die Fußballjugend hat sich auf dem sandigen Dorfplatz versammelt und ich soll mitspielen. Die Jungs entscheiden, dass ich "FC Bayern München" bin und dass ich immer nur einen Gegner bekomme, der nach jedem Tor (egal auf welcher Seite) ausgewechselt wird. Da der "FC Bayern München" nur einen einzigen Spieler hat, wird der natürlich nicht ausgewechselt und muss so lange spielen, bis alle Spieler des "FC Mantanani" einmal dran waren. Ich bekomme viel zu viel Sonne ab und verliere viel zu viel Schweiß. Und da ich - wie alle hier - barfuß unterwegs bin, habe ich nun ordentlich gepeelte Fußsohlen. Wer das Spiel gewonnen hat, weiß übrigens niemand. Irgendwie hat keiner die Tore mitgezählt. Spät abends kommen wir im "Tampat do Aman" an, was soviel wie Haus der Freunde heißt. Ein Haus ist es allerdings nicht. Howard aus England hat sich hier im Urwald, ganz an der Nordspitze Borneos, ein ökologisches Dschungelcamp gebaut, mit kleinen "semipermanenten Zelten", wie er es nennt. Bambusstruktur und Blätterdach, in etwa so groß, wie ein umgekippter Schrank. Nachdem man die Kriechtiere entfernt hat, ist es ganz gemütlich. Und wenn ich mich diagonal im Zelt ausbreite, passe ich auch fast ganz rein. Weil meine Zelttür offensteht (damit ich die Sterne etwas sehen kann), leistet mir Baddog, der Camphund, noch ein wenig Gesellschaft. Die Insekten zirpen und schon bin ich eingeschlafen.
Kota Kinabalu, Borneo (Malaysia) Während dem Lehramtsstudium habe ich mal einen ADHS Test gemacht. An mir selbst. Das Ergebnis war, ich habe ADHS Stufe 10 von 10. Macht nix, stört mich nicht, falls das stimmt. Aber die Vorstellung, zwei Tage und eine ganze Nacht auf einer kleinen Insel zu sein, ganz ohne Läden, Straßen und Internet, verursacht bei mir schon leise Zweifel, ob ich das schaffe. Zwei Tage nix tun außer am Strand liegen, ein bisschen Schnorcheln und - nee, das war's schon. Aber die Insel soll ja sooooo schön sein. Also gut, dann kann ich das ja quasi als kleinen Test auffassen, ob ich vielleicht doch gar nicht so sehr hyperaktiv bin. Die Insel ist Privateigentum, deswegen muss man die Anreise und Unterkunft bei einem Reisebüro buchen. Die nette Dame in der Reiseagentur verrät mir den Preis für die zwei Tage und ich falle fast vom Stuhl. Für das Geld bekommen ich ja einen Mietwagen für eine ganze Woche! Als ich eine Stunde später im Mietautochen durch die Berge düse, bin ich mir ganz sicher, dass das nichts mit Hyperaktivität zu tun hat. Das war einfach Schicksal. Eigentlich will ich mir eine Schmetterlingsfarm in den Bergen anschauen, aber der Kassierer am Eingang erwähnt netterweise schon, dass es gerade nicht so viele Schmetterlinge gibt. Das ist ganz schön untertrieben, ich sehe eigentlich fast gar keinen Schmetterling. Aber die Pflanzen hier und im umliegenden Dschungel sind ein guter Ersatz und vielleicht sogar noch hübscher. Beim Abstecher zu einem Pfahlbautenort, erwische ich zwei Jungs auf einem Parkplatz, die gerade einen stattlichen Berg Streichhölzer in Brand setzen. Stichflamme! Die Zwei sind sehr beeindruckt vom Effekt und ich kann ihren Drang nach noch größeren Zündeleien förmlich riechen. Ich versuche ihnen zu erzählen, dass ich in ihrem Alter beinahe mal unser Wohnzimmer abgefackelt hätte. (Hat nichts mit ADHS zu tun.) Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich verstanden haben, jedenfalls fanden sie meine Flammen-außer-Kontrolle-Pantomime sehr lustig Gestern Abend habe ich mich bei Songhiu (oder so ähnlich), der aus dem Festlandteil Malaysias kommt und im gleichen Hostel wie ich wohnt, über die fehlende Schärfe im Essen hier in KK beschwert. Songhiu ist geschäftlich schon länger hier und kennt sich aus. Er hat versprochen mir heute Abend einen Platz zu zeigen, an dem man schön scharf essen kann. Anja aus Stuttgart kommt auch gleich mit. Und tatsächlich, ich esse einen wunderbar scharf gewürzten Manta Rochen auf Bananenblättern und bin wieder total versöhnt mit der lokalen Küche.
Kota Kinabalu, Borneo (Malaysia) Beim Duschen heute morgen merke ich es erst richtig: Ich hab mir gestern beim Schnorcheln die Ferse an einer Koralle aufgerissen. Das Auftreten tut einigermaßen weh. Heute ist also weniger zu Fuß laufen angesagt. Mit einem Leih-Fahrrad, lässt sich das auch ganz schön gut umsetzen und gleichzeitig der Aktionsradius erweitern. Das Fahrrad meiner Wahl ist eine total echte BMW Fälschung und viel zu klein. Das wahre Problem ist aber der Sattel. Da ist eine Schraube locker, weswegen sich das Gestühl beim Besteigen fast senkrecht stellt. Die Dame im Verleih ist ratlos und ich möchte sie nach einem Innensechskantwinkelschraubendreher fragen - aber was heißt das nur auf Englisch? Irgendwann ist das Problem gelöst und ich darf den "hex key" zur Sicherheit gleich mitnehmen. Was auch gut ist, denn das Gewinde der Schraube ist schon total ausgebuttert und ich muss oft nachschrauben und rumtricksen. Zuerst läuft alles sehr gut und ich finde sogar einen nagelneuen Radweg, immer am Wasser entlang, bis zur City Moschee, die gar nicht mehr in der City ist. Die Chinesen sind auch schon da. Ihr Tourbus wartet mit laufendem Motor, bis alle ihr Bild von der Moschee gemacht haben. Ich lehne mein Rad lässig an eine Palme und komme mir sehr sportlich vor. Nach der Moschee versuche ich die Stadt durch die Vororte zu umfahren und so an's andere Ende zu kommen. Jetzt gibt es keinen Radweg mehr und Fußwege nur manchmal. Dafür nassen Rasen mit Pfützen neben der Straße, den ich vermeide, nachdem ich bemerkt habe, dass ich keine Schutzbleche habe. Mit den dröhnenden LKW und Bussen dicht neben mir auf der Straße, ist es mir ein wenig unheimlich. Zumal ich noch keinen anderen Radfahrer gesehen habe. Als ich endlich von der Hauptstraße abbiegen kann, um auf das kleine Sträßchen durch den Wald zu gelangen, bin ich doch ganz schön erleichtert. Aber nur, bis die Straße im Innenhof eines Sargzubehörherstellers endet. Ich kreise bestimmt zehnmal durch den Innenhof. Da ist der Wald, da ist die Straße, ich bin der blaue Punkt auf meinem Handydisplay, alles richtig. Leider geht die Straße nur in Googles Welt weiter durch den Wald. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als wieder zurück auf die Hauptstraße zu radeln. Und dann fahre ich auf die Autobahn auf. Erst bin ich etwas verunsichert, dann merke ich aber, dass das Fahren hier viel entspannter ist. Die Spuren sind schön breit und übersichtlich und ich bin den Autos nicht so ein Hindernis wie vorher. Außerdem gibt's keine Ampeln und man kommt recht schnell voran. Nur an den Ausfahrten muss man höllisch aufpassen, wenn man weiter geradeaus will. Liebe Schüler, das macht ihr natürlich zuhause nicht nach! In Deutschland fahren die Autos viel schneller als hier und das ist sehr gefährlich. Deshalb ist es in Deutschland auch superstreng verboten auf der Autobahn Fahrrad zu fahren. Auf dem Weg von der City Moschee zum Che Sui Khor Tempel, komme ich an katholischen und methodistischen Kirchen vorbei und auch ein Haus der Adventgemeinde sehe ich. Der Che Sui Khor Tempel gehört der Moral Uplifting Society, einer Gemeinschaft, die die ultimativen Antworten auf die Fragen des Lebens aus Islam, Taoismus, Buddhismus und Christentum zusammengebaut hat. Schwarmreligion sozusagen. Als ich gerade eine Brücke in Richtung Armenviertel überqueeren möchte, ruft mir ein Minibusfahrer zu: "Where are you going? No humans there!" Philippinos leben hier oft als Staatenlose, die weder von Malaysia, noch von den Philippinen anerkannt werden. Das Viertel der Philippinos ist theoretisch hübsch. Holzhäuser stehen auf Stelzen im Wasser, vebunden durch schmale Holzstege, dazwischen Palmen. Leider gibt es in der Praxis kein Abwasser- und kein Abfallsystem. Das Resultat sind ganze Inseln aus schwimmendem Müll zwischen den Häusern und nicht allzufeiner Geruch. Die Menschen lächeln trotzdem und die Kinder haben ihren Spaß.
Kota Kinabalu - Pulau Sapi - Pulau Makati, Borneo (Malaysia) Direkt vor der Stadt Kota Kinabalu, liegen ein paar kleine Inseln, mit unverschämt klarem Wasser und prima Schnorchel- und Tauchmöglichkeiten. Das Übersetzen dauert nur 15 Minuten, da ist es verständlich, dass man den Strand nicht ganz für sich alleine hat. Eine französische Familie beschwert sich lauthals, dass es überhaupt nicht geht, dass hier so viele Chinesen sind. Sehr peinlich. Ich bemühe mich, möglichst unfranzösisch zu wirken. Das Wasser ist warm, wie in der Badewanne und ich lasse mich mit Schnorchel und Taucherbrille treiben. Ich sehe viele kleine Fische, bunten Fische, große Fische, Plastikflaschen, Plastiktüten und Chinesenfüße. Pulau (Insel) Makati ist so klein, dass ich damit beginne, das Eiland im Wasser watend zu umrunden. Irgendwann wird es aber doch zu felsig und vom Festland her ziehen Gewitter auf. Am Picknick Platz, bin ich so in mein Buch vertieft, dass ich nicht merke, wie etwas unter meiner Bank durchkriecht. Etwas großes. Als es auf der anderen Seite hervorkommt, merken es die Chinesen gleich. Ein lauter Schrei ("Ahhhhhhh, Crocodile!") und die eine Hälfte der Picknicker rennt davon, während die andere Hälfte ihr Handy zückt. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Krokodil, ist in Wahrheit ein Bindenwaran. Nicht so gefährlich und vor allem mit einer Gelassenheit gesegnet, dass man ganz neidisch werden kann. Trotz quikender Touristen und viel Kameraaufmerksamkeit, läuft das Tier ruhig und zielstrebig unter die nächste Hütte und verschwindet dort. Ich sehe den Regen am Horizont aufziehen und nehme das nächste Boot zurück nach KK. Keiner will mitfahren, ich hab das Boot ganz für mich alleine. Geradenoch rechtzeitig vor den ersten dicken Tropfen, komme ich am Festland an. Es wird ein kräftiger und langer Regen. Zeit, den Buchladen in der Mall zu durchstöbern. Ich finde einen Reiseführer für die ganze Welt und blättere entspannt, während draußen alles im Nass versinkt. Nach dem Buchladen ist das Kino dran. Zu Mission Impossible nehme ich mir Karamellpopcorn und einen heißen Milchtee mit. Kinos sind in Asien eigentlich immer auf gefühlte 0 C Grad klimatisiert.
Kuching - Kota Kinabalu, Borneo (Malaysia) Das Flugzeug ist nur unwesentlich teurer als der Bus von Kuching nach Kota Kinabalu und man spart sich mindestens einen Tag auf der Straße. Bei Air Asia darf man alles selber machen. Selbst einchecken, selbst den Kofferaufkleber ausdrucken und anbringen, den Koffer auf das Wiegeförderband stellen und fertig. Das dauert keine 5 Minuten. Überhaupt geht alles sehr schnell. Das Einsteigen ins Flugzeug geht fast so flott, wie bei der U-Bahn. Damit das klappt, muss man sich vorher schön artig in Zweierreihen, nach Sitzreihen geordnet, aufstellen, bis sich die Schleusen öffnen und alles von hinten und vorne ins Flugzeug strömt. Man darf literweise Getränke durch die Sicherheitskontrollen mitnehmen, darf dann aber an Bord keine mitgebrachten Speisen oder Getränke verzehren. Es muss also heimlich gevespert werden. Ob es auf der Toilette wohl einen Snackdetektor gibt? Ich schaue hinüber zur Pulau (Insel) Gaya. Dort sollen viele illegale Philippinos leben. Ich hoffe, dass die Vier dort drüben ein Zuhause haben und nicht hinter dem Müllcontainer schlafen müssen. Am Abend laufe ich zum Nachtmarkt. Es müssen Hunderte Grillroste sein, auf denen Fische, Hühnchen, Würste und Fleischschnipsel gebraten werden. Die Luft ist erfüllt vom Grillduft und die Sicht ist schon ganz trübe vor lauter Barbecue Dunst. Nebenan werden frische Fische angepriesen. Die Händler brüllen so laut, dass man seine eigenen Gedanken kaum noch versteht. Um dem Trubel zu entkommen, laufe ich zwischen Lagerhallen und dem Fleischmarkt zu den Anlegestellen der Fischerboote. Die Gerüche ändern sich mit jedem Schritt. Der Gestank nach verdorbenem Fisch ist noch der angenehmste. Viel schlimmer ist, dass es so stark nach Fäkalien und Verwesung riecht, dass ich mich frage, ob man sich eigentlich schon beim Einatmen den Magen verderben kann. Ratten flitzen zwischen den Kisten mit Fleischabfall und den Pfützen in denen Fischreste gären hin und her. Als ich fast über eine tote Ratte stolper, will ich gerade umdrehen, als vier Kinder hinter einem Müllcontainer hervorkommen. Der Jüngste ist vielleicht vier, die älteste vermutlich sieben Jahre alt. Besonders die zwei älteren Mädchen sehen schlimm aus. "Food, food, please!" Ich frage, wo die Mama ist, das können oder wollen sie aber nicht verstehen. "Food, eating, please, please!" Ich versuche es nochmal: "Mummy? Daddy?" Die Älteste zieht mich am Arm und tippt sich mit den Fingern auf den Mund. Ich würde die Vier am liebsten zum Essen einladen, Ihnen ein Bett geben und etwas vorlesen. Oder zumindest die Welt ändern. Aber so läuft das nicht. Ich gebe ihnen einen Geldschein, dann noch einen und die vier rasen los Richtung Markt.
Kuching, Borneo, (Malaysia) Ich kann mir seinen Namen einfach nicht merken, darf ihn aber Superman nennen, das steht auf seinem T-Shirt. Superman lädt mich in sein Haus ein, als ich es gerade fotografiere. Es ist klein und ein bisschen chaotisch, aber er findet ein Bier, das er mir anbietet. Dass ich keinen Alkohol trinke, findet er komisch. "But Germans love beer!" Er erzählt, wie es ist hier in Kampong Boyan (einem Stadteil Kuchings) zu leben. Schön sei es, er kennt hier alle und alle kennen ihn. Weil er früher Gangster war - ist er jetzt aber nicht mehr. Ich frage nach, was für eine Art Gangster er denn gewesen ist. Er erklärt das sehr umständlich und etwas zögerlich. Irgendwas mit Drogen und Schwertern. Aha. Jetzt ist er aber Sänger, er hat sich geändert. Er singt am liebsten Elvis oder was von den Scorpions. "Wind of Change" wäre doch ein Lied über Deutschland - er fängt sofort an zu singen. Das Lied ist ihm so gut gelungen, dass er sich jetzt selbst mit einem Bier feiert. Superman bietet sich an, mir eine Tour durch den Kampong zu geben. Er kennt wirklich jeden und im Schichtkuchenschop komme ich um eine Verkostung aller Kuchensorten nicht herum. Die Ladenbesitzer sind begeistert und ich tue mein Bestes, um auch begeistert zu wirken. Um ehrlich zu sein, schmeckt mir der knallbunte Kuchen nicht wirklich. Der Geschmack ist in etwa wie Schaumstoff im Zuckerwahn. Der Kuchen ist aber die lokale Spezialität und ich kaufe ganz höflich einen ganzen Schichtkuchen. Ich werde ihn morgen beim Auschecken dem Hotelpersonal schenken, die gestern für mich 40 (!) Münzen für den Waschsalon aufgetrieben haben. Ich laufe an der Grundschule in Kampong Boyan vorbei. Die Schüler wollen immer die drei gleichen Sachen wissen. Welches Land? Wie groß? Basketball? Germany, 1,94 m, no. Ich stelle auch immer die gleichen Fragen. Name? Age? Favorite song? Leider bekomme ich kein Lied vorgesungen. Heute bin ich Malaysia! Nach der vierten Fahne die ich in die Hand gedrückt bekomme, lehnen ich weitere ab. Ich sehe jetzt schon aus, wie der Unabhängigkeitstag persönlich. Für die Feierlichkeiten rund um Malaysias Unabhängigkeit, ist in der Stadt alles mit Flaggen geschmückt worden. Und ich meine wirklich alles: Jedes Haus, jeder Baum, jeder Bauzaun und ich jetzt auch. Auf dem Platz der Unabhängigkeit gibt es heute Abend ein großes Konzert, zusammen mit jeder Menge Ansprachen und Tanzgruppen. Zwischendurch kann man sich Schlangen um den Hals legen lassen oder für ein Foto mit dem Militär in Kampfausrüstung posieren. Ich hole mir einen Hühnchenspieß, das geht auch. Meine Wiederentdeckung des Tages: Schwarzwälderkirsch Schokolade. Ich hatte schon ganz vergessen, dass es die gibt. Da es morgen Früh, weiter nach Kota Kinabalu geht, bereite ich den Transport der schmelzgefährdeten Tafel gut vor: Alle Zahnpastatuben, Duschgel-, Shampooflaschen und sonstige Hygieneartikel kommen zusammen mit der Schoko in den Kühlschrank. Morgen werden Sie im Koffer, isoliert von meinen Klamotten als Kühlakku dienen. Das müsste klappen.
Wind Cave - Gunung Gading National Park - Matang Wildlife Research Center - Kuching, Borneo (Malaysia) Am Eingang der Wind-Höhle steht, man solle neben einer Lampe, Insektenschutzmittel und zur Sicherheit Wasser und Notverpflegung mitnehmen. Wie aufregend! Die unterirdischen Gänge sind nicht beleuchtet, man darf trotzdem ganz alleine hinein. So richtig groß ist die Höhle aber nicht, ein Verlaufen ist unmöglich und auch die Notverpflegung erscheint mir übertrieben. Es reicht aber, um sich ein wenig im Stockfinsteren zu gruseln. Am Beginn der Grotte hängen tausende fiepende Fledermäuse von der Decke und es riecht streng. Bei jedem Tropfen, der mich auf dem Arm trifft, hoffe ich, dass es nur Wasser ist. Meine Taschenlampe lockt Fliegen, Mücken und andere Fluginsekten hinter mir her, ins ewige Dunkel. Für ein Foto stillzuhalten, ohne dabei von Mücken komplett leergesaugt zu werden ist nicht möglich. Das "superstrong" Mückenspray, scheint im Dunklen nicht zu wirken und ich flüchte mit zwei dicken Stichen im Gesicht zurück ans Tageslicht. Die Stiche an den Armen zähle ich lieber nicht. Wo sind eigentlich die Fledermäuse, wenn man sie braucht? Zu Hilfe Batman! Die Pflanzenart mit den größten Blüten der Welt heißt Rafflesie. Die Blüte kann einen Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen. Soviel Positives sei gesagt. Ansonsten ist die Pflanze ein Vollschmarotzer, verströmt während der Blütezeit Duft von gammeldem Fleisch und überhaupt blüht sie überhaupt nicht, obwohl ich sie extra besuchen fahre. Eigentlich ist das aber auch nicht so tragisch, denn der Gunung Gading Nationalpark, in dem die seltene Pflanze heimisch ist, hat wunderbare Dschungeltreks zu bieten und einen kleinen Wasserfall. Ich klettere gerade auf den großen Steinen und quer im Wasser liegenden Baumstämmen umher, als es anfängt zu regnen. Das macht die Steine und Stämme so unglaublich rutschig, als ob jemand Schmierseife draufgekippt hätte. Erst finde ich das noch lustig, dann frage ich mich aber ernsthaft, wie ich denn den Wasserfall wieder herunterkommen soll, ohne mir was zu brechen. Na ja, die Knochen sind heile geblieben, ich bin aber etwas nasser geworden, als geplant. Auf dem Rückweg durch den Wald entlädt sich ein mächtiges Gewitter und der Regen prasselt auf das Blätterdach. Auf dem Rückweg nach Kuching wähle ich eine andere Route. Der Regenwald weicht weiten Monoplantagen. Ölpalmen soweit das Auge reicht. Mittendrin, die Palmölmühle. Palmöl ist das billigste Pflanzenöl auf dem Markt und wird deshalb von der Lebensmittelindustrie gerne und häufig verwendet, in Margarine zum Beispiel. Noch belietber ist das Öl bei Produzenten von Ökostrom. Die schöne Rechnung, von der Nachhaltigkeit dieses Brennstoffs geht nicht auf, wenn man richtig hinschaut. Es wird bei der Verbrennung zwar nur das CO2 freigesetzt, dass die Palmpflanze während ihres Wachstums gebunden hat, wenn Regenwald brandgerodet wird, um Anbauflächen für die Palmen freizumachen ist das ökologisch jedoch alles andere als nachhaltig. Ein Großteil des weltweit produzierten Palmöls kommt aus Borneo und Deutschland ist einer der Hauptabnehmer. Inzwischen hat die deutsche Politik eingelenkt und die Subventionierung von Palmöl als erneuerbare Energiequelle eingestellt. Eine Folge der Brandrodung ist, dass der Lebensraum der Orang Utans so klein geworden ist, dass sie akut vom Aussterben bedroht sind. Im Matang Wildlife Forschungszentrum ist man bemüht mit einem Fortpflanzungsprogramm dagegenzuhalten. Tierärzte und Freiwillige aus aller Welt arbeiten hier am Aufbau einer Tierklinik, die sich um verletzte und misshandelte Tiere kümmert. Die Tochter meiner norwegischen Sitznachbarn vom Flug nach Kuching arbeitet auch hier, leider verpassen wir uns. Meine Hose hat einige Moosflecken abbekommen - keine Ahnung, wie das passieren konnte. Direkt hinter dem Hotel ist ein Waschsalon mit gratis Internet. Wenn das nicht genug Gründe sind, Wäsche zu waschen. Mein Hotelzimmer wird zur Trockenkammer und ich dekoriere alles Haken- oder Stangenähnliche mit Wäsche.
Kuching - Wetlands National Park, Borneo (Malaysia) Bevor ich heute in den Wetlands Nationalpark aufbreche, organisiere ich noch schnell die nächsten Tage. Irgendwie muss ich ja später in den Nordosten Borneos kommen. Es läuft auf einen Flug nach Kota Kinabalu hinaus, den ich für Dienstag mit Air Asia buche. Die Fluggesellschaft wurde zur besten Billig Airline der Welt gewählt. Der Preis von 35.- € für mich und mein Gepäck, ist jedenfalls schon mal prima und die Buchung ging zack-zack. Bleibt noch Zeit für eine Bummel durch Kuching. Ich finde lauter gut versteckte Dinge: Die kleine Moschee im Hinterhinterhof hinter den Kopftuchboutiquen, den chinesischen Tempel im dritten Stock über dem Friseur und den Bubbletea Shop im Keller des Einkaufszentrums. Zusammen mit den Italienern Marina und Fabio aus meinem Hotel, geht es mit dem Boot in die Mangroven- und Sumpfgebiete der Umgebung. Die Ebbe hat viel Grund freigegeben. Zwischen den Mangrovenwurzeln und der Wasserkante liegt ein Krokodil im Schlamm auf der Lauer. Als wir ihm zu nahe kommen, nimmt das Tier hektisch Reißaus. Auf der Fahrt durch die endlosen Kanäle sehen wir Bäume, die mit ihren Wurzeln, wie auf Stelzen im Schlick stehen. Als es richtig dunkel ist, tuckern wir weiter, bis wir unter einem Baum halten, in dessen Krone es gewaltig funkelt. Look, fireflies! Ein anderer Bootsgast versucht die unzähligen Glühwürmchen mit Blitzlicht zu fotografieren, was logischerweise nicht geht, aber mächtig stört. Nach vielen Fehlversuchen lässt er sich überzeugen, dass sein Vorhaben sinnlos ist. Ohne das Blitzlichtgewitter, ist das grüngelbliche Geblinke auch noch viel magischer, "You would not belive your eyes, if ten million fireflies, lit up the world, as I fell asleep." (Owl City) fällt mir da ein. Neben einem Fischerdorf, das auf einer Insel steht, stoppt unser Boot und wir machen ein Picknick auf dem Wasser. In den Bäumen lungern kleine Äffchen herum, die sich wie Scherenschnitte gegen das schwindende Licht des Himmels abzeichnen und die Sonne geht leise unter. Das Dorf am Ufer hat 500 Einwohner aber keinen Zugang zu Trinkwasser. Stattdessen wird der Regen in großen Tonnen aufgefangen. Der Muezzin ruft zum Gebet. Danach ist es wieder ganz still auf dem Wasser. Aus dem Ort dringt kein Geräusch zu uns herüber. Auf dem Rückweg flitzt das Boot ganz ohne Licht über das dunkle, spiegelglatte Südchinesische Meer. Ein paar einzelne Sterne sind zu sehen und die warme Tropenluft macht den Fahrtwind sehr angenehm. In der Ferne zucken lila Blitze aus den Wolken. Was für ein schöner Abend. Ich beschließe, zum Sonnenuntergang ab jetzt öfter unter freiem Himmel zu sein. Mit Marina und Fabio esse ich noch gediegen zu Abend. Verschiedene Fleischspieße werden am laufenden Band an den Tisch gebracht und auf den Teller gesäbelt, bis man sein grünes Signalplättchen am Tisch auf Rot und "thank you" umdreht, weil nix mehr reingeht. Walking Kebap statt Running Sushi, sozusagen.
Auenland (Mittelerde) - Semenggoh Nature Reserve - Annah Rais, Borneo (Malaysia) Mit dem Mietwagen kommt man einfach überall hin. Eigentlich wollte ich auf kürzestem Weg zu den Orang Utans, weil ich aber eine kleine Abkürzung nehme, fahre ich plötzlich durch Auenland. Eigenartig ist, dass die Hobbits inzwischen scheinbar von China kolonialisiert worden sind. Außerdem wirkt alles total ausgestorben... Im Radio läuft erstaunlich gute Musik. Die englischsprachigen Stationen senden alle 15 Minuten einen Lebensanweisung. So erfährt man, wie man sich gesund ernährt, dass man die Ozeane schützen soll, dass man im Kino die Füße nicht auf den Vordersitz legt und dass es okay ist, sich manchmal verzweifelt zu fühlen, dafür gibt es ja die Lebensmüden Helpline. Im Semenggoh Nature Reserve werden aus Gefangenschaft gerettete, verletzte oder elternlose Oran Utans wieder an das Leben in Freiheit gewöhnt. Weil die Primaten sich trotzdem weiterhin gerne eine Extrabanane (oder 10 Extrabananen) im Reservat abholen, kann man sie dort gut beobachten. Dabei staune ich nicht schlecht, wie viele Bananen auf einmal in nur einem Affenmaul transportiert werden können. Ich fahre immer weiter Richtung Hochland, bis ich in Annah Rais, einem Ort der Bidayuh Volksgruppe ankomme. Die Bidayuh leben hier auch heute noch in traditionellen Langhäusern. Eine Art extrem langes Reihenhaus mit gemeinsamer, extrabreiten Veranda. Gebaut auf Stelzen und mit Wegen aus Bambus. Im Unterbau der Häuser sind meist Hühner untergebracht. Die Zeiten, in denen die Bidayuh loszogen, um bei Ihren Beutezügen die Köpfe ihrer Feinde mit nach Haus zu bringen, sind vorbei. Die letzten Trophäen hängen aber noch im Headhouse. Dass die abgeschlagenen und getrockneten Köpfe ihre Siedlung beschützen glauben die Bewohner inzwischen nicht mehr. Die meisten sind zum christlichen Glauben konvertiert. Und auch sonst hat sich einiges getan. Mit riesigen Satellitenschüsseln werden Fernsehsignale eingefangen und zwei Meter neben den Totenköpfen, steht in einem Glaskasten (in etwa wie auf einem Altar) der Internet Router. Als ich wieder aufbreche, bin ich noch ganz in Gedanken bei den Langhäusern, als mit plötzlich ein Geisterfahrer entgegenkommt. Es dauert eine peinlich lange Sekunde, bis ich merke, dass ich der Geisterfahrer bin. Linksverkehr! Auf dem Rückweg nehme ich ein Tramperpärchen aus Paris mit, die mich für heute Abend zum Rainforest Musik Festival einladen. Ich überlege es mir kurz, muss aber heute wirklich mal früher ins Bett, damit ich nicht irgendwann so aussehe, wie die Totenschädel. Also nur noch schnell einen Bubble Milk Tea in meinem Lieblings Tea Shop in Kuching und dann ab ins Bett.
Bako National Park, Borneo (Malaysia)
Hey, wer hat das Licht ausgemacht?! Anscheinend ist es schnell spät geworden und offensichtlich ist es hier im Dschungel noch schneller dunkel geworden. Bis zum Camp ist es noch gut eine Stunde. Taschenlampen haben wir keine dabei (blöd). Zum Glück kann mein iPhone eine Taschenlampe imitieren. Mit magerer Lichtausbeute und Fledermäusen, die immer ganz knapp an meinem Kopf vorbei flitzen, laufen wir durch das Dickicht in dem Insekten und Frösche Geräusche machen, wie Millionen Wecker, Sägen und Türsummer. Aber von vorne...
Um 7:00 Uhr treffe ich Nathalie aus Frankreich in der Hotellobby. Wir haben uns gestern am Fluss kennengelernt und beschlossen, die nächsten zwei Tage gemeinsam in den Bako Nationalpark zu fahren. Das spart Kosten und ist lustiger. Für die erste Stunde des Ausflugs, haben wir uns ein Taxi gegönnt, dessen Fahrer sein Fahrzeug für ein Callcenter hält. Sein Handy klingelt andauernd, was ihn mächtig von seinen Verhandlungen am Funkgerät abhält. Entweder spricht er mit Minions, oder ist die Verbindung so schlecht, dass er immer alles wiederholen muss. Es klingt ungefähr so: "Ha? Asusakan asusakan? Wata makma da, wata makma da? Ahhh, ahhh, okee, okee." Auflegegt. Jetzt Funk: "Tulla, tulla! Ahhh, ahhh, watarun jakata, jakata, tank yu, tank yu." Zwischendurch muss er immer wieder was auf seine zwei Notizblöcke schreiben. Einmal telefoniert und funkt er gleichzeitig. Als er dann etwas notieren will merkt er selber, dass das kaum geht. Er macht es trotzdem, erschrickt aber, als er uns im Rückspiegel entdeckt. Das hatte er wohl ganz vergessen. Fahrgäste. An einer Kreuzung bremst ein Mopedfahrer vor uns, wegen der roten Ampel. Der Taxifahrer, schlingert sehr knapp zwischen mehreren Zweiradfahrern hindurch, über die rote Ampel. Ins Telefon schreit er dabei: "ohhhh sssit, sssit!" Dann schimpft er wütend über den rücksichtslosen Mopedfahrer. Die härteste Dschungelprüfung haben wir mit der Taxifahrt wohl hinter uns und die anschließende Langbootfahrt in den Urwald ist dagegen, trotz der Krokodile im Fluss, geradezu tiefenentspannt.
Schon auf dem erstem Dschungeltrek verlaufen wir uns ein bisschen und steigen aus Versehen auf den höchsten Berg in der Umgebung. Die Aussicht ist ausgesprochen fein, kostet aber unnötig viel Schweiß.
Am Abend wollen wir noch eine kurzen Trek zu einem Strand machen, an dem man abends oft die seltenen Proboscis Affen sehen kann. Allerdings laufen uns die seltenen Primaten schon über den Weg, bevor wir so richtig losgelaufen sind. Das Beobachten und Fotografieren dauert ganz schön. Es ist viel zu spät, als wir endlich loslaufen. Die Route ist unwegsam und immer wieder steil. Zusätzlich halten uns die interessanten Einsiedlerkrebse auf, die überall rumkullern. Als wir am Strand sind, merken wir, dass es anfängt dunkel zu werden. Und dass das sehr schnell geht, merken wir ein paar Minuten später im schwarzen Dickicht. Jetzt bloß nicht die einzige Lichtquelle fallenlassen...
Wir kommen so spät im Camp an, dass wir gleich nahtlos beim Nightwalk mit Guide weitermachen können. Jetzt, mit richtigen Taschenlampen sehen wir auch die ganzen Tiere, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Eine grüne Viper liegt auf einem Buschast und schaut giftig. Eine Tarantel wartet vor ihrem Loch auf Beute. Giftfrösche und die besonders giftigen, handgroße Krabbeltiere mit den verstörend langen Beinen lauern hängend unter den Blättern. Bei den leuchtenden Pilzen und Flechten besteht dagegen keine Gefahr, die sehen einfach nur merkwürdig aus, wie sie so im Dunklen am Boden und an Baumstämmen rumfloureszieren.
Am nächsten Tag machen wir eine Marsch, hoch zu den Klippen. Auf dem Weg sehen wir eine ganze Hochfläche voll mit fleischfressenden Orchideen. Wenn die ein paar mehr Moskitos schlucken könnten, wäre ich sehr dankbar. Meine Unterarme sehen inzwischen aus, wie die von Popeye...
Es ist Jahrhundertebbe und von den Booten, die uns zurück in die Zivilisation bringen sollen, sind einige auf Grund gelaufen, was die Abfahrt ungemein verzögert. Der Anlegesteg ist ganz ohne Wasser drumherum nicht zu gebrauchen und deshalb müssen wir weit ins Meer waten, um die Boote zu erreichen. Schwimmen ist an dieser Stelle des Südchinesischen Meeres, wegen der Nähe zur Flussmündung und den Krokodilen übrigens verboten. In Kuching gibt es ein Museum mit menschlichen Überbleibseln, die man in Krokodilmägen gefunden hat. Haarbüschel, Zähne, eine Armbanduhr... Einige Touristen freuen sich, dass sie ihre Hosen hoch genug gekrempelt haben und beim Entern fast gar nicht nass geworden sind. Nach der ersten Minute Fahrt über die raue See, sind jedoch alle gleich nass.
Zurück in Kuching, verabschiede ich mich von Nathalie und finde spät abends ein kleines feines indisches Restaurant. Ich bin der letzte Gast. Das Butter Chicken schmeckt vorzüglich. Der Besitzer fragt mich nach meiner Herkunft und fragt gleich weiter: "How's Angela? I heard she has some trouble with Greece." Aus dem Smalltalk wird schnell ein interessantes Gespräch. Es geht um Europa, um Flüchtlinge und um den Krieg, der vor 70 Jahren endete. Ich erzähle, das ich genau heute vor fünf Jahren in Hiroshima war und mir an der Flamme des Friedens drei alte Herren erzählt haben, wie sie am 6. August 1945 den Atombombenabwurf über ihrer Stadt erlebt haben. Ich bekomme noch ein Kulfi (eine süße Nachspeise) spendiert und dann schlendere ich ins Hotel zurück.
Singapur - Kuching, Borneo (Malaysia)
Nach dem Auschecken habe ich noch genügend Zeit die 20,- $ Schlüsselpfand genüsslich zu verfressen. Matcha-Bubbletea mit roten Bohnen, Teriyaki Fisch, baconummantelte Würstchen, Pfannkuchenkugeln mit Erdbeeren und zum Mitnehmen einen riesigen Zimtswirl mit Erdnussbutter und Marmelade. Dass es auf dem Billigflug nach Borneo nix zu Essen gibt, kann mir also getrost egal sein. Ich hoffe nur, dass ich bei abnehmendem Luftdruck in der Kabine nicht zerplatze. Meine Sitznachbarn im Flugzeug sind aus Oslo, arbeiten in der Film- und Medienbranche im Bildungsbereich und besuchen ihre Tochter, die als Tierärztin in Borneo am Aufbau einer Tierklinik im Urwald arbeitet. Der Flug ist kurz und es gibt zu viel zu erzählen, also verabreden wir uns für irgendwann in den nächsten Tagen im Dschungel. Morgen werde ich im Regenwald übernachten und vermutlich kein Internet haben. Aber dafür Glühwürmchen. :-) Singapur Die West View Primary School ist etwa 90 Minuten mit der Metro von Downtown entfernt. Ich muss also früh los, um pünktlich um 8:30 Uhr dazusein. Ganz unpassenderweise regnet es fürchterlich. Bis zur nächsten Metro sind es nur 400 Meter, die ich gut plane, um möglichst nicht ohne Dach überm Kopf laufen zu müssen. Es windet, stürmt, donnert und blitzt. Ich mache das Wetter dafür verantwortlich, dass ich gleich zwei Regeln in Singapur breche. Das erste Vergehen: Ich überquere die Straße an einer nicht dafür vorgesehenen Stelle. Das nennt man hier "jaywalking" und das ist natürlich verboten, es verkürzt meine Laufzeit im Regen aber ungemein. Das zweite Verbrechen wird gegebenenfalls mit 500.- Singapur $ bestraft (330,- €): Essen in der Metrostation. Ich kann mich einfach nicht überwinden, das leckere Frühstück, das man in der Station kaufen kann, draußen im Unwetter zu essen. Weil ich noch keinen einzigen Polizisten in Singapur gesehen habe, bin ich mutig und esse direkt am Ende der Rolltreppe. Ich habe allerdings auch noch keinen einzigen Krümel in einer U-Bahnstation gesehen, weswegen ich höllisch aufpasse, bloß nichts fallen zu lassen. Obwohl ich mich für den Regenwald schon mit Regencape und Rucksackregenhülle ausgestattet habe und mir noch zusätzlich einen großen Schirm im Hostel ausgeleihen habe, bin ich vom Gürtel abwärts so nass, als ob ich in den Fluss gefallen wäre. Die anderen Fahrgäste in der Metro sind alle total trocken. Wie machen die das nur? Vielleicht sind die einfach zu gut organisiert um nass zu werden. Ich habe hier sowieso immer das Gefühl, dass alles übermäßig gut durchdacht ist. Als ich an einer oberirdischen Station der Metro über die hohe Absperrung zum Gleis schaue, sehe ich ein Schild, dass man eigentlich nur sehen kann, wenn man mutwillig über die Absperrung auf das Gleis der führerlos fahrenden Bahn klettert: "Value life. Act Responsibly." "Schätze dein Leben. Verhalte dich verantwortungsvoll." Noch eine abgefahrerene Sache: Im Stadtteil der Schule, die ich heute besuche, fährt die Hochbahn teilweise sehr dicht an den Fassaden der Wohnhäuser entlang. Um die Privatsphäre der Anwohner zu schützen, werden die Seitenscheiben der Bahn beim Vorbeifahren elektronisch zu Milchglas. Nach den Häusern hat man dann wieder vollen Durchblick. Eddie, der Rektor der Schule erwartet mich schon und macht mit mir eine Tour durch die Schule. Wir schauen in IT Räume, Labore, ins Lehrerzimmer (das aussieht wie ein Großraumbüro in den USA), in die Mensa, die Bücherei und in die Schulzahnarztpraxis. Hier bekommen die Schüler alle 6 Monate eine Zahnreinigung und die Durchsicht gleich dazu. Wenn etwas im Mund repariert werden muss, wird das sofort erledigt. Übrigens auch in den Ferien. Die Schule hat alle Werktage im Jahr geöffnet, nur Unterricht gibt es in den Ferien nicht. Die Räume haben alle ein Zugangskontrolle mit Fingerabdrucksensor. Eddie kann nicht verstehen, warum wir so etwas in Deutschland an Schulen nicht haben. Richtig staunen tut er aber erst, als ich ihm erzähle, dass wir nicht wie hier überall iPads für die Schüler zur Verfügung haben, und dass weder Beamer noch WiFi an Grundschulen Standard sind. "But why? Technology is here to stay!" Da fällt mir auch keine gute Antwort ein. Mit Sakeena zusammen gehe ich zur Schulversammlung aller 5. und 6. Klässler, die hier für die neue Woche vorbereitet werden. Außerdem gibt es eine Diskussion zu einem der Werte der Schule. Resilience. Passend dazu singen die 6. Klässler eine Lied und danach performen die 5. Klässler einen Song von Maroon 5 auf der großen Bühne - und das gar nicht mal schlecht. Jeden Morgen vor Schulbeginn, versammeln sich hier alle 1000 Schüler, um gemeinsam die Nationalhymne zu singen und sich gegenseitig zu versichern, in gegenseitigem Respekt und unabhängig von Rasse, Religion und Herkunft gemeinsam lernen zu wollen. Gegenseitiger Respekt und Unterstützung sind in der Schule überall sichtbar. Kein einziger Schüler läuft an mir vorbei ohne "Good morning, Sir." zu sagen. Streit sehe ich keinen einzigen aber dafür aber überall Dankesbotschaften an die geheimen "Engel". Jeder Schüler und jeder Lehrer hat einen "Engel", weiß aber nicht wer das ist. Immer zu Wochenbeginn gibt es einen kleinen Motivationsgruß von selbigem. Ein kleiner Brief mit aufmunternden Worten, einem Kompliment oder einer kleinen selbstgemachten Aufmerksamkeit. Eine schöne Idee. Ich mache ein wenig Deutschlandkundeunterricht in zwei 6. Klassen. Auf meine Frage, was ihnen beim Wort "Germany" einfällt, bekomme ich von der Klasse mit den leistungsstarken Kindern die Antwort: "They have Nazis. Worldchampions in Soccer. Mercedes, BMW." In dieser Reihenfolge. In der Klasse mit den schwächeren Kids sind die Antworten: "World War. Ferrari? Rolls Royce? Pizza?" Nach ein paar Deutschlandbildern am Beamer, interessiert die Schüler besonders, wie das mit dem Winter so ist, ob da Wasser draußen wirklich gefriert und ob es Kornfelder gibt. Als ich vom fehlenden generellen Tempolimit auf den Autobahnen erzähle, beschließen einige Jungs unbedingt mal nach Germany reisen zu müssen. Auch ich werde befragt. Wie groß ich bin, ob ich Basketball spiele, was ich an Singapur mag (das alles so toll organisiert ist, dass man hier mit Freude in die Zukunft schaut und natürlich das Essen), was ich an Deutschland mag (die viele Natur, die Berge, Hamburg und gute Schokolade) und welches Bildungssystem ich besser finden würde. Die letzte Frage überrascht mich. Machen sich 6. Klässler Gedanken über das Bildungssystem? Ich frage den Schüler zurück, ob er gerne zur Schule geht. "Yes, of course." Dann hat Singapur vermutlich ein ziemlich gutes Bildungssystem. Damit ist er zufrieden. Mit Rektor Eddie philosophiere ich noch eine ganze Weile über Bildungssysteme und die Rolle des Staates im Allgemeinen. Singapur regelt und lenkt das Zusammenleben der Menschen hier eindringlich und erfolgreich. Der Focus liegt auf Einheit und Zusammenhalt der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und der Gestaltung einer friedlichen, glücklichen und strebsamen Gesellschaft. Während in Deutschland zu befürchten ist, dass durch die starke Individualisierung der Gesellschaft das harmonische Miteinander zu kurz kommt, sind die Sorgen hier, eine zu homogene Gesellschaft mit einem Mangel an Kreativität. Die richtige Balance zu finden, zwischen dem Einen und dem Anderen, das ist die Aufgabe des Staates und auch der Schule.
An der Wand hängt Eddies Ernennungsurkunde zum Rektor. Der Schlusssatz lautet: "Through your hands passes the futur of the nation." Singapur Heute habe ich eindeutig eine Überdosis Tempel abbekommen. Ich kann nicht anders, als viel zu sehr über den Sinn des Lebens, die Antworten der Religionen und die Frage, die ich persönlich aus dem Song der Killers heraushöre nachzudenken: Sind wir Menschen oder Tänzer? Traumtänzer? Oder Marionetten? And I'm on my knees, looking for the answer. Are we human or are we dancers? Ich sehe heute viele Menschen auf den Knien, die ihre Antwort schon gefunden haben. Sie tanzen nach den Regeln, die ihnen eine oder mehrer Gottheiten gegeben haben durchs Leben. Manche werfen sich auf den Boden, manche laufen im Kreis, manche zünden Stäbchen an, manche lassen sich Pulver auf die Stirn tupfen und manche machen Fotos. Welche Antworten oder Fragen auch immer das Leben der Menschen bestimmen, es ist schön zu sehen, wie jeder in seiner Weltanschauung zuhause ist und die Ansichten der Anderen ebenso gelten lässt. So, aber abgesehen von der ganzen universellen Harmonie: Hast du gesehen, dass die Gottheit hier oben links gerade jemand die Gedärme rausreißt?!? Also bitte! Im Sri Vadapathira Kaliamman Tempel komme ich zur Unzeit. Alles zu. Drinnen ist Tanzunterricht. Das Tempelpersonal merkt, dass ich einen langen Hals habe und sehr neugierig bin. Man lässt mich rein und ich darf mir anschauen, wie die drei Tänzerinnen von ihrer Meisterin angeleitet werden. Ich werde aufgefordert zu filmen. Das kann ich machen. Bitteschön: Video Im Sri Veeramakaliamman Tempel (kann man sich unmöglich merken die ganzen Tempelnamen) ist dagegen die Hölle los. Falls man das so sagen darf. Es wird gebetet, gesegnet, geweiht und gespendet auf Teufel komm raus. Mir wird ganz schwindelig und ich hoffe, dass es nicht an dem Kakao liegt, den ich freundlicherweise in die Hand gedrückt bekommen habe. Das war nämlich gar kein Kakao. Irgendwas mit Körnern. Gesund und reinigend meinte der Verteiler. So superdoll wollte ich mich aber innerlich eigentlich gar nicht reinigen lassen... Die heiligen Ablageflächen in den kleinen Schreinerkern werden jedenfalls sehr gründlich gereinigt. Mit Wasser, mit Öl und dann noch mit Milch. Und nochmal mit Milch. Natürlich ist es vorbildlich sehr oft in den Tempel zu gehen. Aber zwischendurch muss man ja auch mal nach Hause oder zur Arbeit. Wie gut, dass man sich dort einen kleinen Hausschrein einrichten kann. Dann ist das Gute immer in der Nähe. Oder wenigstens am Wasserverteiler. Für den Taoistischen Tempel und den Sikh Tempel fehlt mir inzwischen die Geduld. Ich bestaune nur schnell die 3D Bilder bei den Taoisten (glaube ich). Der Tiger kommt wirklich total aus dem Bild heraus. Darauf sind die Tempelwächter sehr stolz. Ich mache artig Fotos. Den roten Tempel nebenan nenne ich Wunschbaumtempel. Man kann seine Wünsche auf Plastikschildchen schreiben und aufhängen. Das kostet aber. Sehr weltlich. Nach dem ganzen Glitzerduftfarbrausch muss ich mich dringend entkitschen. Ich versuche die hässlichsten Hinterstraßen zu finden und ergötze mich an der Ästhetik des Unschönen. Halleluja. Die christlichen Gotteshäuser in Singapur sind im Vergleich zu den Tempeln der Konkurrenz eher schlicht und farblos. Über mangelden Zulauf brauchen sie sich aber nicht beklagen. Um 10:00 Uhr morgens (am heutigen Sonntag) ist die Kirche der Maria von Lourdes so voll, dass einige den Gottesdienst draußen vor der Tür verfolgen. Der Merlion - ein Seelöwe - ist das Wahrzeichen Singapurs. Entsprechend beliebt ist es als Fotohintergrund, weswegen Rücksicht geboten ist, dass man nicht aus Versehen den Fotografen ins Bild läuft. Das Rücksichtnehmen ist wegen der vielen Selfiesticks schwieriger geworden. Man muss nicht nur aufpassen nicht vor den Fotograf zu laufen, sondern auch nicht hinter dem Fotografen zu laufen, wenn dieser gerade selfstickt. Und unterhalb von Filmdrohnen soll man auch keine Faxen machen. Das Wohnzimmer des Fivestones Hostels ist super. Am besten ist die Klimaanlage. Die ist so kräftig, dass ich mir erstmal einen heißen Tee zum Blogschreiben mache. Den Schal hab ich nämlich zuhause gelassen.
Singapur Singapur hat runden Geburtstag. 50 Jahre alt wird der Stadtstaat und gefeiert wird richtig ordentlich mit Paraden, Musik, Flugshows und natürlich Feuerwerk. Hunderttausende versammeln sich abends rund um die Marina Bay und feiern friedlich und fröhlich jeden Düsenjäger, jedes Feuerwerk und die Lasershow mit Begeisterungsrufen und Millionen Handyfotos. Ich sehe keine Absperrungen, keine Security und keinen Alkohol. Die paar Soldaten die umherlaufen, haben keine Waffen dabei. Aggressionen, Ungeduld und Ärger scheinen nicht zu existieren. Am Morgen erklären mir die Fünftklässler der West View Primary School im Park des Kulturcenters die vier Grundwerte Singapurs (und der Schule), die die Nation dorthin gebracht haben, wo sie heute ist: Care, Integrity, Resilience, Aspiration. Die Schüler haben mit ihrem "Innovation Club" einen Verkaufsstand an dem sie sich in Marketing und Verkauf üben. Sie schaffen es mir (als abgebrühtem Nichtsouvenirkäufer) ihr Schulmaskottchen - einen Plüschlöwen - und ein Kerzenlicht zu verkaufen. Respekt. Ich unterhalte mich mit den Lehrern über die Bedeutung der Bildung für die Gesellschaft und bewundere den Schulslogan: "A vibrant school where enthusiastic educators engage independent learners." Wir beschließen mal gemeinsam ein internationales Projekt zu starten und der junge Rektor lädt mich für Montag 8:30 Uhr in die Schule ein. In Singapur leben viele Kulturen auf engstem Raum zusammen. Das macht die Stadt schön bunt und man kann sich zu Fuß wie auf Weltreise fühlen. Von Chinatown über Little India ins arabische Viertel ist es immer nur ein kleiner Fußmarsch. Und die Grenzen sind fließend. Neben dem buddhistischen Tempel in Chinatown steht Singapurs ältester Hindutempe und direkt daneben ist eine Moschee. Die hinduistische Großfamilie mit indischen Wurzeln steckt im Buddha Tooth Relict Temple ganze Bündel Räucherstäbchen an. Die Hindus haben viele Götter und da kommt es auf einen mehr auch nicht an. Selbst wenn es wie im Fall von Buddha gar kein Gott ist. Man kann gar nicht genug für sein Karma tun. Singapur ist die Stadt der Verbotsschilder. Essen oder Trinken in der Metro kostet 500 $ Strafe, eine Gasflasche mitnehmen kostet 5000 $ Strafe. Schlafen in der Moschee ist auch verboten. Wegen der fehlenden Androhung von Strafe ist der Hinweis aber völlig wirkungslos. Die Tempelschule der Hindus hat schön kleine Klassen. Das rhythmische Klatschen und singen klappt auch schon super. Zumindest in der ersten Reihe. Im Buddha Tooth Relict Temple ist ganz schön was los. Überall sind leckere Sachen aufgebaut, die man kaufen und anschließend spenden kann. Nicht mit dem Büffet verwechseln! Auch wenn es viel zu sehen gibt - allein wegen dem Essen nach Singapur zu reisen, ist für mich schon ein völlig ausreichender Grund. "FoodRepublic" heißt mein Lieblingsfoodcourt und der Name trifft es auf den Punkt. In dem kleinen Land spielt Essen eine große Rolle. Überall kann man ausgezeichnet, frisch und günstig essen. Auf der Straße, im Shoppingcenter und in den Hawkercentern, die die Regierung bauen ließ um die Produktivität der Nation anzukurbeln. Hier kann jeder sehr gut und günstig essen und braucht sich so nicht mit Tätigkeiten rund ums Kochen aufzuhalten. Ich lasse es kulinarisch ordentlich krachen und esse an einem Tag gleich vier meiner Lieblingsgerichte. Tom Yum Suppe (mit Schrimps und sauscharf), Mangosalat (mit Fischsauce und auch scharf), indisches Butterchicken (nicht scharf) und chinesische Dumplings (aus dem Bambusdampftöpfchen). Alles Gute für die nächsten 50 Jahre, Singapur!
Frankfurt - Dubai - Singapur Eigentlich trinke ich keinen Alkohol. Und ich fliege auch nicht Business Class. Weil ich aber in Frankfurt so freundlich nach einem Notausgangplatz für meine langen Beine gefragt habe und es der Dame am Schalter so leid tat, dass es keinen mehr gab, hat sie mich ausnahmsweise in die Business Class gebucht. Also trinke ich auch ausnahmsweise mal einen Champagner. Prost. Die Sitzecke in der Business Class hat so viel Schnickschnack, dass man gar nicht weiß, welche Knöpfchen man zuerst drücken soll. Oder welchen der drei Touchscreens man als erstes betatschen soll. Das auf dem Tischchen stehende Tablet ist die Fernbedienung für den großen Bildschirm. Wenn man dann auch noch seine eigenen Geräte dazulegen will, wird es doch irgendwie eng. Aber schließlich muss man das kostenlose Internet ja schon probieren. Das funktioniert ganz schön gut. Ich unterhalte mich also in 11 Kilometern Höhe und bei 870 Stundenkilometern mitten über dem Ozean mit Freunden in der Heimat und bekomme bei WhatsApp gezeigt, welches neues Lego Technik Fahrzeug meine Schüler gerade gebaut haben, erkläre ihnen die Zeitverschiebung, erfahre von Schaukelabstürzen, wer heute noch ins Schwimmbad geht und wer die Ferien mit Shopping beginnt. Kurz vor der Landung komme ich dann doch noch dazu, den Sitz elektrisch zum Bett umfunktionieren zu lassen. Die Liegefläche ist länger als so manches Hotelbett und ich würde gerne noch 8 oder 10 Stunden weiterfliegen. Der zweite Flug von Dubai nach Singapur ist auch ganz nett. Nur die angekündigten "few little bumps" auf der Strecke sind weder wenig noch seicht. Es rumpelt und wackelt eine gefühlte Ewigkeit so doll, dass sich die Stewardessen lieber hinsetzen, fest anschnallen und den Fluggästen fest zulächeln. Die Wasserflaschen vom Trolley hüpfen aus ihrer Halterung und kullern lustig in der Bordküche hin und her. Der Kapitän erklärt noch schnell, dass es keine Sicherheitsbedenken gäbe und dass wir bald durch sind. Als ein Gepäckfach durch das Geschaukel auffliegt haben die darunter sitzenden aber schon Sicherheitsbedenken. Zu recht. Kurze Zeit später hüpft ein kleines Köfferchen mit lautem Knall in den Gang. Die Kinder an Bord kreischen bei jedem ernsthaften "bump" und es riecht ab und zu nach gefüllten Spucktüten.
... nichts hält mich am Boden, alles blass und grau. Bin zu lange nicht geflogen, wie ein Astronaut.
Ich seh die Welt von oben, der Rest verblasst im Grau. Ich hab Zeit und Raum verloren, hier oben, wie ein Astronaut. (Sido & Andreas Bourani) Am Donnerstag geht es los. Zuerst für ein paar Tage nach Singapur, dann nach Borneo und danach zur Erholung vom Dschungel fünf Tage nach Hong Kong. Ab Freitagabend kannst du hier täglich lesen, was ich so erlebt habe. Nur wenn ich zu tief im Urwald bin und es kein Internet gibt, dauert es etwas länger. |