Nein, das ist kein Tempel, auch wenn es so aussieht. Es ist die Glocken Kirche. Und ein Wunschbrunnen ist das auch nicht. Auf den Rand vom Brunnen darf man sich nicht setzen, drauf stehen schon gar nicht. Auf dem Parkplatz darf man so gut wie gar nichts, weder pinkeln, noch picknicken oder gar sein Auto reparieren. Zu den Kirchtürmen (die verdammt nach Pagoden aussehen) darf man auch nicht hochgehen. Reden in der Kirche? Verboten. Die Philippinen sind das einzige christliche Land in Asien. Und wie wurde die Religon eingeführt? Moment, ich muss nochmal die Schilder anschauen - ja, ich glaube die anderen Religionen wurden einfach verboten. Mea culpa. Die Kathedrale in Baguio sieht auch tatsächlich aus wie eine Kirche. Verbotsschilder gibt es aber auch hier überall. Weder Spucken, noch freizügige Klamotten sind erlaubt. Vor lauter Regeln, kommt man fast vom Wesentlichen ab. Die Filipinos kann das nicht beirren. Die überwiegende Mehrheit sind enthusiastische Katholiken. Die Karwoche ist das Highlight des Jahres, wenn sich einige Gläubige für die Karfreitagsprozession ohne Betäubung ans Kreuz nageln lassen. Man kann sich das hier anschauen. Muss man aber nicht.
2 Kommentare
Jede Stadt ist schön bei Sonnenaufgang. Manila auch. Trotzdem reisen wir ab. Im Deluxebus sollte der Verkehr leichter zu ertragen sein. Und in der Tat, bis wir die Stadtgrenze verlassen haben, sind wir hervorragend abgelenkt von der Stewardess, die immer wieder was Neues serviert. Auf den wenigen Plätzen im geräumigen Bus sind noch weniger Fahrgäste verteilt. Wir haben so viel Platz, dass wir uns ganz verloren auf den Plüschsesseln vorkommen. Die Klimaanlage funktioniert ausgezeichnet, ist aber offensichtlich für einen ganzen Stadtteil ausgelegt. Bei gefühlten 10° C Grad Innentemperatur, schaukeln wir gemütlich an endlosen Reisfeldern vorbei. Katrin ist gut auf den Kälteeinbruch vorbereitet. Ich überlege, ob ich mich mit der Bordzeitung zudecken kann und warte darauf, dass sich am Fenster Eisblumen bilden. Für die 4,5 stündige Luxusbusfahrt habe wir ganze 10,- € gezahlt. Eine 20 minütige Massage kostet 1,- € und Essen ist fast geschenkt. Man kann als Europäer gar nicht so wenig Geld haben, dass man hier nicht sofort zur finanziellen Oberschicht gehört. Mit einem Harz IV Einkommen, könnte man sich hier neben Wohnung und Verpflegung noch mindestens drei Vollzeitangestellte leisten. Schaurig. In Baguio ist gerade Blumenfest. Am Abend sind wir auf dem Festival, als ein erster Böller ein Feuerwerk ankündigt. Das löst einen kollektiven Aufschrei der Massen aus: "Ahhhhhhhh!" Dann geht es los. Kein schlechtes Feuerwerk, gleich von drei verschiedenen Seiten, so dass man immer den Kopf drehen muss. Die Leute sind ganz aus dem Häuschen und jeder Leuchtexplosion folgen begeisterte Freudenrufe. Es ist ein bisschen wie ein Gospelchor: Knall, ahhhhhhhhh! Bum, ohhhhhhhhhhh! Bäm, woooooow! Knatter, whohooooooooo!
Um morgen mit dem Bus weiterreisen zu können, müssen wir heute in Manila kurz zum Busbahnhof, um Tickets zu besorgen. Ganz so einfach ist das nicht. Es gibt für jede Richtung und jede Busgesellschaft einen eigenen Busbahnhof. Die Taxifahrt zum fast richtigen Terminal kostet kaum Geld, aber viel Zeit und vor allem Nerven. Unser Taxipilot jagt mit uns rücksichtslos durch die völlig verstopften Straßen. Genau den gleichen Plan haben die anderen Verkehrsteilnehmer auch. Auf jedem Taxi und jedem Bus steht: "How's my driving?" Ehrlich gesagt sind die Fahrkünste anbetungswürdig. Wenn da nicht die latente Angst des plötzlichen Ablebens vor Erreichen des Zielortes wäre. Nach einer weiteren Hochgeschwindigkeitstaxifahrt, sind wir am ganz richtigen Terminal. Am Eingang wartet ein Security Mann, der unsere Taschen kontrollieren soll. Aus den Boxen des Terminals dröhnt in Maximallautstärke: "PARTY ROCK IS IN THE HOUSE TONIGHT." Der Sicherheitsmann muss sich auf seine Moves konzentrieren und nickt uns strahlend durch. Am Ticketschalter ist ein Sprechloch in Bauchnabelhöhe. Ich beuge mich demütig und setze an: Ein Ticket nach .... EVERYDAY I'M SHUFFELING "...nach Baguio..." SHUFFELING SHUFFELING. Die Lautsprecher zerplatzen jetzt fast. DÖT DÖT DÖT DÖT DUIT DÖT DÖT SHUFFELING SHUFFELING. Es dauert eine ganze Weile bis wir unsere Tickets haben und aus dem Partyterminal auschecken. Mir fällt der Slogan der Philippinen ein, den man bei der Landung auf der Terminalwand lesen konnte: It's more fun in the Philippines. Um unser Trommelfell zu regenerieren, etwas duftneutrale Luft zu atmen und um mal kurz abzuschalten gehen wir ins Shoppingcenter und setzen uns zu Starbucks. Kaum zu glauben, alles ist ganz wie in jeder anderen Mall auf der Welt. Alles sauber und aufgräumt. Die gleichen Cafes, die selben Restaurants, die gleichen Klamottenlabel. Auch Uniqlo ist schon da. Die Firma aus Tokio, die in Kürze die Weltherrschaft im Modehandel übernehmen wird. Noch nicht gehört? Kommt noch. Im April eröffnet der erste Store in Berlin. Auf den Straßen riecht es mitunter auch schon mal nach Urin. In den Toiletten des Shoppingcenters jedenfalls nicht. Es duftet und ist blitzblank. Am Waschbecken gibt es neben Seife und Lotion auch bleichendes, mattierendes Gesichtspuder. Im Herrenklo! In der Toiletten Wartelounge kann man auf Ledersofas in der Vogue blättern und sich schrecklich abgehoben fühlen.
Während die Einen in fensterlosen Slumbarracken hausen, spielen die Anderen Golf. Beides mitten in Manila. Wir selbst wohnen im 22. Stock in Rissas Wohnung. Kein schlechter Wohnblock, aber auch nicht gerade der Ausbruch des Wohlstands. Vieles ist anders als gewohnt. Um das Haus betreten zu dürfen, müssen wir Kopien unserer Reisepässe bei der Sicherheitsfirma des Hauses abgeben. Nur so lässt man uns herein. Wenn wir übermorgen mit unseren Koffern das Haus verlassen möchten, brauchen wir dafür eine schriftliche Genehmigung der Wohnungseigentümerin. Auf unserem Haus steht ganz oben in Neonschrift: "In God we trust." Als die Amerikaner nach dem zweiten Weltkrieg abzogen, ließen sie ihre Armee Jeeps einfach da. Die Philippinos haben die Fahrzeuge mit Eisenbahnschienen verlängert, so dass man sie als Minibusse verwenden kann. Und dann haben sie sie natürlich noch hübsch hergerichtet. Philippino Style. Inzwischen werden die alten Fahrzeuge auch nachgebaut. Sie sehen immer noch genauso aus. Wie Miniaturmonstertruckbusse. Wir kaufen heute im großen Supermarkt nebenan ein. Auf den ersten Blick, fast wie bei uns. Nur mit unglaublich vielen Angestellten und unglaublich wenig Kunden. Dafür Techno aus den Lautsprechern in Diskolautstärke. Dann plötzlich Stille. Ding dong dang. Es folgt ein Gebet. Amen. Ding dong dang. Wieder Techno. Nach einer Weile meldet sich eine hypermotivierte Stimme und preist die Vorteile der besten Supermarktkette der Welt an und anschließend rufen alle Mitarbeiter im Chor: "Happy to serve you!" Danach klatschen alle synchron zweimal in die Hände und machen so nahtlos da weiter, wo sie eben unterbrochen haben, dass wir uns beim ersten Mal nicht sicher sind ob das Klatschen wirklich die Angestellten waren. Beim zweiten Mal schauen wir genauer hin.
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