Flamingo, Everglades National Park Wir alle müssen Opfer bringen. Heute bringen wir große Blutopfer an die Moskitos der Everglades. Vor dem Weg durch Steppe und Küstenwälder, warnt ein Schild: Rechnen Sie zu jeder Jahreszeit mit vielen Insekten. Deshalb haben wir uns mit Mückenspray schon selbst halb vergiftet, nur um herauszufinden, dass die Mücken im Traum nicht daran denken, sich davon abhalten zu lassen. Es summt, landet, sticht und juckt ohne Unterbrechung. Die meisten Mücken müssen dabei aber noch größere Opfer als wir bringen, werden nämlich von uns zerklatscht. So, wer ist jetzt das Opfer? Wir sind so schnell zugeschwollen, dass wir Wald und Steppe fluchtartig verlassen. In der Stadt ist es auch ganz schön. Nur der Opferstock in der Kirche von Everglades City braucht dringend mehr Input. Das Glockenspiel zur vollen Stunde klingt ganz super nach Big Ben, aber mit schlimmen Wackelkontakt Aussetzern: Ding Dang Dong, Di- Di- Di- Da- Dang krrrr Do- Dong.
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10.000 Islands, Florida Vor der Küste der Everglades gibt es eine Menge Inseln, die passend 10.000 Islands heißen. Mit einer kopierten Karte der Gegend und einem knallgelben Kayak, paddeln wir einfach mal los. Dass unser erster Kayaktrip gleich übers offene Meer führt, macht uns sofort zu Helden. An einer Stelle werden die Wellen so hoch, dass sie etwas über Bord schwappen. Oder heißt es an Bord schwappen? Egal, es wird jedenfalls ein wenig Nass. Wir haben die Fahrt (zufällig) passend zu den Gezeiten gelegt. Mit der Ebbe raus, mit der Flut wieder zurück. Sehr clever. Leider hält sich die Flut nicht ganz an unseren Fahrplan und strömt uns schon viel zu früh entgegen. Gerade als wir durch den Kanal zwischen zwei langen Inseln durchmüssen. Natürlich kommt auch der Wind von vorne und wir paddeln pausenlos kräftig gegen den Strom. Ein paar Minuten Pause machen wäre doof, dann wäre man wieder dort, wo man vor 15 Minuten schon war. Spontan anlegen geht auch nicht, keine geeignetes Ufer in Sicht. Wir schaffen es mit nur einer Blase an der Hand bis Sandfly Island, wo wir unser Boot ans seichte Ufer ziehen. Genau wie das Meer, haben wir die Insel für uns ganz alleine, was sich mächtig gut anfühlt. Bis wir die 1.000.000 Sandfliegen treffen, die uns schon erwartet haben. Sandfly Island ist ganz erstaunlicherweise zum großen Teil keine natürliche Insel, sondern quasi eine historische Deponie. Die örtlichen Indianer haben hier früher enorm erfolgreich Muscheln gefangen und verspeist. Die übrigbleibenden Muschelschalen haben sie einfach hinter den kleinen Strand geworfen. Immer wieder und ganz lange Zeit. Bis die klitzekleine Insel durch die Muschelschalen immer größer wurde. Inzwischen braucht man eine dreiviertel Stunde für einen Rundweg durch die Insel. Und genau den haben wir gemacht. Dabei kommt man an Mangrovenwäldern vorbei, in denen Bäume mit ihren Wurzeln im Wasser stehen, aber wie auf Zehenspitzen. Eine Mangrovenart steckt die Wurzeln durch das Wasser in den Boden und lässt die Wurzeln dann wieder aus dem Boden durch's Wasser in die Luft wachsen. Interessante Bäume mit roter Pellrinde gibt es auch zu sehen, ich taufe sie "Wurstpellenbirken". Die Rückfahrt von den Inseln zum Festland, ist dank passender Strömung und Rückenwind, weniger anstrengend. Als wir das Boot wieder abgegeben haben, fühlen wir uns etwas wie Salzkrustenbraten. Die Sonne und das Meer haben schon ordentlich auf uns eingewirkt. Im 100° Grand heißen Auto stoßen wir erstmal darauf an, dass wir jetzt echte Seefahrer sind. Dann wäre da noch das Original Indianerdorf des Miccosukee Stammes anzuschauen. Nach Bezahlen des Eintritts, sehen wir tolle Souvenir Stände, leere Hütten, ein paar traurige Alligatoren und ein liebloses Museum. Die paar anderen Touristen drücken sich, genau wie wir, vor der Alligator Show und die Führung durch das "Dorf" will auch niemand machen. Nebenan ist das bewohnte Indianerdorf. Abgeriegelt durch hohe Zäune und ein großes Tor. Wie überall in den Siedlungen des Reservats, sind Fremde nicht willkommen. Es ist nicht einfach, heute ein Native American zu sein.
Homestead - Everglades National Park, Florida Die Everglades sind als riesiges Sumpfgebiet bekannt. Eigentlich sind sie ein 60 Kilometer breiter Grasfluss. Das klingt aber komisch und man kann es sich schwer vorstellen. Um in den Everglades Nationalpark zu kommen, muss man eine unglaublich gerade Straße, unglaublich lange entlang fahren. Die Amerikaner halten sich auch bei so einer Landebahn von einer Straße, pedantisch ans Tempolimit. 55 Meilen pro Stunde, mehr ist nicht drin. Die Landschaft ist platt wie ein Pfannkuchen und die Fahrt zieht sich entsprechend. Auf halber Strecke kommt ein Schild: Airboat Rides. Auf einem Blechboot mit Propeller - der einen Höllenlärm macht - über die Wasser- und Graslandschaft zu rasen, um Alligatoren zu sehen, klingt nicht gerade naturfreundlich. Wir haben's trotzdem gemacht. Und es ist - whooohooo - Wahnsinn. Die Passagiere erhalten Ohrstöpsel und Instruktionen, alles gut festzuhalten. Bei dem Monsterpropeller, vor dem wir sitzen, kein schlechter Rat. Die Alligatoren haben offensichtlich noch nie Ohrenschützer bekommen und hören die Airboats inzwischen nicht mehr, denn erstaunlicherweise lassen sich die Reptilien gar nicht stören. Nach der etwas rabiaten Alligatorjagd, schaffen wir es trotzdem noch zur gemütlichen Rundfahrt durch den Nationalpark mit der Trambahn. Es ist Trockenzeit und der Fluss ist an vielen Stellen wasserlos. In den verbleibenden Wasserlöchern liegen die Alligatoren und warten auf durstige Tiere. Obwohl auch 10.000 Tigerpythons und andere gefährliche Tiere hier leben, darf man auf den Wegen frei herumlaufen. Lange macht man das aber nicht, es ist drückend heiß. Auf dem Rückweg kommen wir an der Stelle vorbei, an der 1996 Flug 592 der ValuJet Airlines, wegen Feuer im Frachtraum abstürzte. Das Flugzeug mit 104 Passagieren, stürzte senkrecht in die Everglades und war wie vom Erdboden verschluckt. Also doch Sumpf.
Key West
Wir machen heute Insel Hopping mit dem Auto. Das geht in Florida ganz prima, denn der Highway 1 verbindet das Festland mit der Inselkette der Florida Keys. Es ist so ein bisschen wie Kreuzfahrt mit dem Auto. Kaum ist man auf einer Insel angekommen, führt die Straße schon wieder über Wasser. Die längste Brücke heißt Seven Mile Bridge und ist wirklich so lang.
Am Ende von Highway 1, ist nach Amerikanischer Ansicht auch so ziemlich das Ende der Welt. Kuba ist an dieser Stelle bedeutend näher als das US Festland. An einem bunten Poller, kann man sich anstellen um ein Foto von sich am südlichsten Punkt der USA zu machen. Wie das bei so Sachen ist, ist es natürlich nicht der wirklich südlichste Punkt. Der ist weiter südlich auf Militärgelände.
In Key West ist Schluss mit der Straße. Man kann also nicht aus Versehen am Ort vorbeifahren und das ist ganz gut so. Da würde man richtig was verpassen. So viele schöne weiße Häuser.
Mittags überlegt man sich jede Bewegung in der Hitze ganz genau. Abends ist es dafür wunderbar angenehm. Wir beschließen bei Sonnenuntergang die nächsten Tage einmal Stand Up Paddeling auszuprobieren.
Miami - Homestead Die Villa Vizcaya steht in Coconut Grove, einem Stadtteil Miamis. Das vergisst man aber schnell, denn eigentlich sieht alles italienisch oder französich aus. James Deering hatte vor hundert Jahren sehr viel Geld und große Lust auf eine Winterresidenz in Florida, um dem kalten Chicago zu entfliehen. Damit alles schön romantisch europäisch aussieht, ließ er in Europa Antiquitäten, Säulen und besonders schöne Zimmerdecken kaufen und passend dazu eine prächtige Villa drumherum bauen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es fehlen eigentlich nur ein paar Berge, dann wär es wie am Gardasee. Leider musste Herr Deering schon wenige Jahre nach der Fertigstellung seiner Residenz ableben. Wir verlassen unseren Gangster Vorort und ziehen um nach Homestead. Da gibt es tolle Supermärkte, ein prima Motel und vor allem ist es schön nah am Everglades National Park und den Keys. Auf dem Weg nach Homestead fahren wir durch endlose Plantagen. Orangen, Mangos, Papaya, Bananen, Blumen und so weiter. In einem Plantagengarten kann man sich nicht nur alles anschauen, man darf auch alles aufessen, was am Boden liegt. Bananen gibt's auch in rot, Car2go gibt's auch in Miami und für das Übergewicht vieler Amerikaner gibt's einen Grund. Genau diesen Grund habe ich heute zufällig entdeckt: Erdnussbutter mit Zimt und Rosinen. Die kann man unmöglich aufhören zu essen. Mhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!
Fort Lauderdale - Miami Beach Am Fort Lauderdale Beach kann man total weit ins Meer laufen, ohne richtig nass zu werden. Weil es so flach ist, wärmt sich das Wasser morgens schön schnell auf. Genau das richtige für zwei Warmbader, wie uns. Graffiti an Schulwänden gibt es ja öfter mal. Aber das im Little Haiti Stadtteil, ist schon ausgefallen groß. Und auch noch pädagogisch wertvoll. Immer schön lesen, für eine bessere Zukunft. Note 1. Am Ocean Drive in Miami Beach muss man sehr spezielle Autos fahren um zu gefallen, das hatten wir ja schon erwähnt. In unserem Wohnviertel, gibt es keine Protzschlitten. Trotzdem muss man bestmöglichst auffallen. Deshalb cruisen die Gangster in Rostlauben mit Ultrabasssupersound im Schritttempo durch die Gassen. In unserem kleinen Haus klirren dabei nicht nur die Scheiben, auch das Geschirr im Schrank klappert und sogar das Spülbecken brummt begeistert mit. Die meisten Gangster fahren allerdings Fahrrad.
Fort Lauderdale - Miami Beach Unser kleines Haus steht in einer hübschen Gegend. Auch wenn die Dame von gegenüber mit dem gelben Mustang und dem hohen Zaun behauptet, es sei ganz schlimm gefährlich hier. Wir bekommen erzählt, welche Straßen und welche Hautfarben die gefährlichsten sind und dass die Polizei ihr gestern nicht verraten wollte, was hier wieder Schlimmes passiert ist. Auf jeden Fall muss es etwas ganz schön Schlimmes gewesen sein. Miami Beach hat so tolles Karibik Wasser, dass man auf der Balz enorme Wellen schlagen muss, um die Aufmerksamkeit des anderen Geschlecht auf sich zu lenken. Für gewöhnlich reicht dem liquiden Mann dabei ein schicker Sportwagen, mit dem an den Strandpromenaden umhergefahren werden muss. Bei dem Überangebot an übermotorisierten Fahrgelegenheiten, könnte die interessierte Damenwelt jedoch den Überblick verlieren, weshalb man am besten mit auffälligem Speziallack Akzente schafft. Grün mit Spiegelfolie macht ordentlich was her, mattiertes Schlammrot mit matten Goldfelgen macht zumindest einen ganz schön fetten Eindruck. Miami Beach wurde 1926 bei einem Hurrikan dem Erdboden gleich gemacht. Und der Erdboden ist in Florida wirklich sehr eben. Wie wenn Schleswig Holstein in die Karibik gefallen wäre. Jedenfalls hat es sich dann so ergeben, dass in den 1930er und 40er Jahren die Stadt wieder aufgebaut wurde, vornehmlich im Art Deko Stil. Das sieht auch heute noch gut aus und passt total gut zum blauen Himmel und den Palmen. Ganz schön schön. Auch das Postamt ist total Art Deco. Die Postfachhalle sieht auf den ersten Blick wie eine Kathedrale mit Taufbecken aus.
Frankfurt - Atlanta - Miami - Fort Lauderdale Auf der Reise in die USA müssen wir uns einige seltsame Fragen stellen lassen. Ob wir Nazis sind, zum Beispiel oder gar Kriegsverbrecher oder vielleicht drogenabhängig. Beim Check-in werden wir dann noch spezialbefragt, ob wir unsere elektronischen Geräte vielleicht schon mal in der Reparatur gehabt haben. Witze über die Sicherheitskontrollen sind übrigens strafbar. In Atlanta bekommen wir noch eine Sonderlektion zum Thema Sicherheit. Unser Flugzeug rollt gerade so schön vom Terminal weg, da macht es auf einmal: "Fump" und alle Lichter, die Klimaanlage und auch sonst alle Geräte gehen aus. Dafür geht die Notausgang Beleuchtung an und man sieht endlich mal die Lichtlein am Boden leuchten, die einem den Weg zur Rutsche weisen sollen. Alle Geräusche sind weg und es ist so still, wie es im Flugzeug nie sein sollte. Na, wir sind ja noch am Boden und kurze Zeit später läuft alles wieder, auch das Sicherheitsvideo. Allerdings nicht so richtig. Ganz üble Streifen auf den Bildschirmen. Es flimmert und zittert so schrecklich, bis sich das Kabinenpersonal doch lieber zur manuellen Sicherheitsvorführung opfert. Als die Damen gerade so fertig sind, beschleunigen wir schon zum Start. In Miami ist die Bahn, die uns zu den Autovermietungen bringen soll, sooooooooo unendlich weit entfernt, dass wir auf dem Fußweg dahin, mindestens 100 Mal die Ansage: "Welcome to Miami" hören. Und jedesmal fängt in unserem Kopf sofort Will Smith an zu singen. Unterwegs zur Autoausgabe, träumen wir von einem dicken, schicken Sportwagen in standesgemäßem Miami Weiß. Es wird dann aber doch eher ein Van in black. Macht nix, der Wagen rollt prima und nach dem langen Tag finden wir auch im Vorgarten den versteckten Schlüssel für unser kleines Haus in Fort Lauderdale. Im Bordshopping Magazin von Delta, kann man weit mehr bestellen als die üblichen Duty Free Verdächtigen. Ein lebensgroßes Zombie aus dem Moor Figur für den Garten, ein Kunstrasenstück mit Kunsthydrant mit Sprinklerspülung für echte Hunde zum Indoor Gassi gehen und ein Smartphone Spionage Stick - NSA approved - sind unsere Favoriten.
Ulm - Frankfurt
Wir haben unterwegs mal im Fernsehen so eine Koffertestsendung gesehen. Da wurden ein billiges, ein mittelteures und ein exklusives Gepäckstück getestet. Um die Ausdauer zu testen, wurden die Koffer an ein Auto geschnallt und mit Tempo 100 über den Asphalt gejagt. Danach sollte die Stoßfestigkeit mit einem Sturz aus dem 7. Stock geprüft werden. Die Ergebnisse des Tests waren eher uneindeutig. Wir setzen immer auf die ganz billigen Koffer von Kaufland. 24,99 € das Stück. Die Hersteller haben erprobt, dass man ihr Produkt 1500 Mal hochheben kann, 500 Mal den Griff aus- und wieder einfahren kann und man die Dinger 14 Kilometer hinter sich herziehen kann. Wir haben die letzten Exemplare im August gekauft und haben sie seitdem bestimmt 100 Kilometer weit gezogen. Nun ist es soweit, die Ecken zerfallen, die Nähte krachen, ein Rad eiert, ein Rad ist gespalten. Wegen der übernatürlichen Beanspruchung gibt es trotzdem 5 von 5 Sternen. Wir kaufen nochmal das Selbe in Grün. Und Rot. In unserem gelb-lila Zimmer in Frankfurt machen sich die neuen Koffer gleich doppelt gut. Ulm - Küchentisch Wurststillleben werden unterschätzt. Wir zelebrieren unsere letzte Brotzeit Zuhause mit Genuss. Morgen schon, geht es für zwei Monate in die USA und nach Kanada. Das Bild zum kulinarischen Kapitel des Kanada Reiseführers lässt harte Zeiten erahnen. Stillleben mit Pommes, Sauce und Käse. Mahlzeit. Es ist Ostermontag, ein Tag vor der Abreise und wir beginnen die Reiseplanung. Weil wir den Verwandten, die wir besuchen, Termine nennen müssen und man auch New York besser im Voraus bucht, planen wir ganz ungewohnt unsere Route vor Abflug. Das ist anstrengend. Besonders am letzten Tag. Noch ein Wurstbrot bitte!
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