New York City, NY In New York sind die Taxis gelb, die Häuser hoch und die Menschen bunt. Besonders bunt treiben es die New Yorker am Times Square. Zwei Dinge sind gerade sehr angesagt: Nackt sein oder für Drogen und Bier zu betteln. Das gefällt den Touristen so gut, dass man sich vor Leuten, die ganz doll ehrlich für Bier und Drogen betteln, kaum retten kann. Ein Foto von dem total ehrlichen Schild (why lie?) kostet 1 $. Ein Foto von sich mit Nackten kostet mehr. Super Idee, denn ein Foto von sich mit irgendeiner Plüschfigur, hat schießlich jeder schon und nackt sein, ist zudem noch wesentlich billiger, als so ein Felldingens. Auf unserem Weg durch New York, kommen wir uns die ganze Zeit wie in älteren oder noch älteren Hollywood Filmen vor. Es hat sich eigentlich kaum was verändert. Besonders der Verkehr ist antiquiert. Für die knapp fünf Kilometer Luftlinie von unserer Wohnung in West NY nach Manhattan, brauchen wir eine gute Stunde Busfahrt. Laufen wäre schneller, geht aber nicht, weil wir durch den Lincoln Tunnel fahren (eher kriechen) müssen. In der U-Bahn gibt es keinen Netzplan, keine Displays, keine Anzeige und keine Ansage. Aber den netten Herrn mit der Obdachlosenzeitung, der durch die Wagen läuft und die nächste Station und deren Besonderheiten ausruft. Ein sehr persönlicher Service. Am Stationseingang hängt in der Ticketbude ein großes Pappschild, auf dem mit Edding gekritzelt steht: "No, a One-Day Ticket does NOT exist!!!" Wenn ich ein Analytiker wäre, würde ich sagen, da gibt es eventuell den Bedarf, ein Tagesticket einzuführen. Aber ich bin ja kein Analytiker. Um zur Statute of Liberty zu kommen, muss man Schiffchen fahren und für die Tickets dafür muss man ordentlich anstehen. Statt Informationen zur Länge der Wartezeit oder Fahrtzeit, kommt nach einer halben Stunde Warten ein Angestellter, der sich auf ein Podest stellt und die Menge anbrüllt: Das letzte Boot fährt gleich ab (es ist kurz vor 15:00 Uhr und die Fahrt dauert 10 Minuten) wir sollen uns beeilen! Da muss der Asiate vor uns in der Schlange auch herzlich lachen, wo sind wir denn hier gelandet? Wir werden noch mehrmals kräftig angebrüllt, weil wir einfach ein zu großes Risiko sind. In einem Zelt mit der Aufschrift: "Airport Style Security Check" werden wir fast rausgeworfen, weil wir so dermaßen gefährliche Sachen für unser Vesper dabei haben. Die Dame in Grün, mit der goldenen Flamme in der Hand, ist aus der Ferne erstaunlich klein. Wenn man dann liest, dass sie - den Sockel mitgerechnet - 96 Meter hoch ist, erscheint sie aber doch ganz schön riesig. Wir überlegen noch, was genau der Unterschied zwischen Liberty und Freedom ist und schon werden wir wieder angebrüllt: "Alles schließt, das letzte Boot fährt!" Wir rächen uns, in dem wir auf der Rückfahrt das falsche Boot, ganz ohne Ticken nehmen und uns damit den Tunnelstau ersparen.
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Lake Carey, Pennsylvania - New York, NY Obwohl Onkel Klaus nur noch acht Finger hat und 86 Jahre alt ist, zaubert er in seiner Werkstatt aus den verschiedensten Hölzern eindrucksvolle Schränke, Lampen, Tische, Uhren und Juwelenschachteln. Aktuell probiert er, Holzschatullen so klein zu produzieren, wie es nur geht. Seinen Sechszylinder Mercury, nennt Klaus nur “little Tiger” und sein Fahrstil ist eher Rennfahrer als Rentner. “Oh boy, I told ya, it goes like wrrramm, rrrrram, rrrrrraamm!” Klaus und Ruth fahren uns zu ihrem eigenen Berg, den sie besitzen. Seit seiner Pensionierung, vor zwanzig Jahren, hat er viel Zeit gehabt aus dem bewaldeten Berg, einen Park mit eigenem See und Wanderwegen zu machen. Wir wandern zusammen bis ganz oben - und es ist wirklich ein ganz schön hoher Berg. Auf dem Gipfel, unter zwei Eichen, hat Klaus schon mal den Grabstein für sich und Ruth aufgestellt. Es finden sich noch mehr Fotoalben und noch mehr Familiengeschichten. Über den Gutshof meiner Großeltern bei Danzig, mit den 35 Trakehner Pferden, einem eigenen Kutscher samt Kutsche für die Kinder und dem anderen Haus an der Ostsee. Im Krieg ist dann fast alles verloren gegangen. Onkel Klaus erzählt auch, wie er 1951 über Bremen nach New York immigrierte. Geholfen hat ihm dabei ein Mann, der sich später als der Vater von Martin Luther King jr. entpuppte. Als wir gerade das zweite Album durchblätter, fällt Klaus ein, dass er uns ja noch seine nagelneue Musikanlage vorführen muss. Den Rest der Fotos blättern wir unter toller Polka Beschallung durch. Rucki zucki, eins, zwei, drei… In New York beziehen wir eine schöne Wohnung, die wir uns mit Lisa teilen. Das Auto einfach so auf der Straße abzustellen, geht gar nicht. Man muss ernsthaft jeden Abend zur Polizeiwache laufen um sich für die nächste Nacht eine Parkerlaubnis zu kaufen. Im Voraus für die übernächste Nacht zu bezahlen, geht nicht. Warum nicht? Weil es eben so ist. Also jeden Tag 30 Minuten Bonusspaziergang. Mit dem Auto zur Wache fahren, geht nicht, sonst bekommt man ja keinen Parkplatz mehr. Die Parkerlaubnis ist nämlich auf einen winzigen Straßenbereich beschränkt...
Washington, D.C. - Lake Carey, Pennsylvania Am Ende der Straße steht ein Haus am See. Onkel Klaus und Tante Ruth wohnen hier zwischen Wald und Lake Carey mit viel German Gemütlichkeit. In der Dachstube kramen wir in alten Fotosammlungen und bekommen viele Familiengeschichten erzählt. Zum Beispiel, wie mein Uronkel Gerhard, die Rendsburger Hochbrücke am Kriegsende eigentlich höchstpersönlich sprengen sollte, sie dann aber doch lieber stehen ließ. Apple Produkte sind in den USA erheblich günstiger als in Europa. Dazu kommt, dass die von Staat zu Staat unterschiedliche Verkaufssteuer in den USA, im Gegensatz zu unserer Mehrwertsteuer, meist unter 10% liegt. In Delaware ist sie sogar sensationelle 0%. Auf dem Weg von Washington, D.C. nach Pennsylvania liegt Delaware quasi direkt auf dem Weg und der Apple Store ist sozusagen in Sichtweite des Highways. Wir kommen also nicht drumrum ein wenig shoppen zu gehen.
In Washington, D.C. wohnen wir bei Marijke und Richard. Marijke ist total sympathisch, Richard ist gerade in China und beide sind Mormonen. Sie sind, wie das so üblich ist, in ihrer Funktion als Missionare, vor einer Weile um die Welt gereist. Marijke kann viel davon erzählen, fantastische Erdnussbuttercookies backen und leitet auch noch den Chor in ihrer Kirche. Am Kühlschrank stehen die Missionsziele für das letzte Jahr, ansonsten ist es ein ganz gewöhnliches Haus (mit dem größten Fernseher, den wir je gesehen haben). In Downtown Washington gibt so viele gute Museen nebeneinander, dass einem ganz schwindelig werden kann. Der Eintritt ist überall kostenlos und so laufen wir, trotz bestem Wetter, von einem Museum zum nächsten. Dabei lernen wir so viel Neues, dass wir es kaum verkraften können. Die amerikanische Perspektive auf die vielen Kriege zum Beispiel. Ob Zweiter Weltkrieg, Vietnam, Korea oder der Krieg gegen den Terror - es schwingt immer eine gehörige Portion Stolz und Heldentum mit. Ganz am Schluss, werden dann aber doch die vielen Kriegsgräber erwähnt. Einer der sagenumwobensten Diamanten der Welt steht in einem der Museum zur Schau: Der Hope Diamant. Er ist 250 Millionen US $ wert und auf ihm soll ein Fluch lasten. Scheinbar traut sich deshalb auch niemand das Juwel abzustauben oder richtig zu beleuchten, denn funkeln tut der blaue Stein irgendwie gar nicht. Die nächsten zwei Nächte sind wir bei meinem Onkel am Lake Carey, Pennsylvania. Ganz ohne Internet.
Washington, D.C. Präsident Obama hat heute eigentlich nicht so viel zu tun, nämlich nur ein kurzes Morgenbriefing und ein Treffen mit Uruguays Präsident Jose Mujica Cordano um 11:00 Uhr im Oval Office. Trotzdem bekommen wir keine Audienz, sondern nur einen Blick auf's Weiße Haus von hinter dem Zaun, hinter der Straßensperre, hinter dem zweiten Zaun. Der steinerne Abraham Lincoln blickt über den Reflecting Pool, in dem sich das Washington Memorial spiegelt. In den 1860ern betrieb er die Abschaffung der Sklaverei in den USA. 100 Jahre später, setzte Martin Luther King vor dem Lincoln Denkmal zu seiner vielbeachteten Rede an. Den Teil mit "I have a dream ...", hatte er eigentlich vorher aus dem Konzept gestrichen. Die Metro in Washington ist aus dem Jahr 1976 und hat ein bemerkenswertes Gesamtdesign. Während die Inneneinrichtung der Wagen ganz retrogemütlich ist - sogar mit Teppichboden - sind die Tunnelbahnsteige düster-dunkel. Beleuchtet werden ausschließlich die Röhrenwände und zwar mit indirektem Schummerlicht. Das wirkt zwar auf den ersten Blick wie Stromausfall, ist aber, wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat, durchaus reizvoll. Blickt man aus der Bahn nach draußen, sieht man die Wartenden nur als Schattenrisse.
Washington, D.C. - Charles Town, West Virginia So, for this one time Jaime, you don't have to translate our blog into English. Now how's that? All our German readers will have to do the translation instead. I believe that's quite a good exercise for them, to refresh their English language skills :-) Today we visited my cousin Brenda and her husband James, who is lucky enough to live together with five wonderful ladies. Eliza (my grandniece), Jaime (niece), Kelly (also niece), Alisha (niece again, but not at home today) and of course Brenda. This sounds like a house of fun to you? Sure it is. Eliza (1,5 years old) discovered today, that it feels so wooooow, when you turn yourself superfast in circles. Particularly, when you stop all of a sudden and the world goes on and on turning endlessly. Jaime, who just turned 12, whished herself a saxophon for christmas. Since then she managed to teach herself playing this amazing instrument. Wow! When her teacher in school gave her an assignment to write about something she likes, she chose to write about Lindt Chocolate. (Well, that could be me.) Kelly has so many medals, for sports, grades and for the very best science project ever, that she almost cannot count them. What is also almost impossible to count, are her bruises from soccer. But the pain paid off, as she soon will fly over to California to compete in the championships there. Go Kelly! We had a great day with you guys. I hope we'll see each other again in the not so far future. Thank you for everything! And as we are teachers, here come a question at the end: Can you guess what I'm holding in my Hand? Look at the middle picture in the second row below this text. You get the answer, when you click on that picture.
Raleigh, North Carolina Weil Raleigh die Hauptstadt von North Carolina ist, gibt es einige gut sortierte Museen. Im Naturkundemuseum gibt es gefärbte Zierfische, denen Quallenfarbstoff injiziert wurde, und die damit im UV Licht ganz grell leuchten. Außerdem beeindruckende Skelette - von der Fledermaus bis zum Walfisch. Den anwesenden Schülern zeigen wir erstmal, was für lustige Bilder man mit so einem Dinosaurierschädel machen kann. Die Lehrerin ist begeistert, da ihre Schüler nun vermutlich die nächste halbe Stunde beschäftigt sind. Im Kunstmuseum machen wir nicht ganz so viel Blödsinn, die Bilder sind auch so ganz erbaulich. Audrey zeigt uns noch ihren botanischen Lieblingsgarten, in dem alles ganz hervorragend blüht, die Bräute reihenweise für den Fototermin anstehen und an dem Züge vorbeidonnern, die dabei mindestens 20 Mal kurz von der Hupe geht. Tööööööööö, Tööööööööööö, Tööööööööööööööööööööööööööö, Töööööööööööö, Tööööööööööööööööööööööööööööööö, Töööööööööööööö, Tööö, Tööö, Tööö, Tööööööööööööö!!!!! In den USA kann man sich auf sein Nummernschild so gut wie alles draufschreiben lassen. Farbe und Hintergrund kann man auch frei wählen. Somit kann man passend zu seinem Onlineprofil, ein passendes Onroadprofil gestalten. Unser Wagen hat vorne gar kein Nummernschild. Das ist auch erlaubt.
Raleigh, North Carolina
Heute besuchen wir Audrey in Raleigh. Sie ist nicht nur die beste aller Meerjungfrauen, sondern auch meine Cousine. Ihr Apartment nennt sie lieber "Tropical Resort" und das trifft es ganz gut. Wohin man schaut, grüne Blätter, bunte Vögel und die größte Meerjungfrauensammlung, die wir je gesehen haben. In Audreys Wohnanlage gibt es einen tollen Pool, an dem wir ein kleines BBQ veranstalten. Dabei lernen wir auch Clay kennen, einen Vietnamkrieg Veteran, der noch drei Kugeln in Brust und Bauch stecken hat. Er hat deutsche Vorfahren und eben einige Wertpapiere und Geldscheine aus Vorkriegsdeutschland vererbt bekommen. Ich helfe ihm beim Übersetzen und muss ihm leider eröffnen, dass alle Wertpapiere inzwischen wertlos sind. Ja, auch der 100.000 Mark Schein. Charlston, South Carolina Sklavenhaltung und Baumwollproduktion - so war das damals in den Südstaaten. Die Boone Hall Plantation ist aus dieser Zeit und besteht noch heute. Inzwischen freilich ohne Sklaven und auch ohne Baumwolle. Aber Blumen, Erdbeeren und Paprika werden noch angebaut. In Manila haben wir den Film "12 Years a Slave" gesehen, der an einem Ort wie diesem spielt. Das Plantagenbesitzer Haus ist pompös und prächtig. Die Haussklaven durften in kleinen Ziegelbarracken wohnen und die Feldsklaven in engen Holzhütten, die längst zerfallen sind. Die Touristen, die beim Anblick der Geschichte der Baumwoll Sklaverei schaudern, tragen - wie wir - T-Shirts Made in Bangladesch.
Savannah, Georgia Savannah ist ein hübsches Städtchen mit umwerfenden Baumalleen und sehr gerecht verteilten Parks. In der historischen Innenstadt kommt alle vier Blocks ein kleiner Park, egal in welche Richtung man läuft. Dazwischen grandiose Häuser und noch grandiosere Bäume. Gorgeous! Das wär' doch was für die Geissens. Den eigenen Hubschrauber auf der eigenen Luxusjacht landen. Nicht schlecht. Die Amerikaner haben ein entspanntes Verhältnis zum Rumprotzen und klatschen, nach der geglückten Landung an Deck, Beifall. Das war auch ganz schön knapp, mit dem Rotor an der Reling vorbei...
St. Augustine, Florida Bevor wir Orlando verlassen, hören wir uns noch das Lied von unseren Mitbewohnerin Catherine an, die fantastisch Singen und auf der Gitarre spielen kann. Mit ihrer Musik hat sie ein Video bei YouTube hinterlegt, mit dem sie sich für die Rettung des Lebensraums der Orang Utang in Borneo einsetzen möchte. Kann man hier anschauen. St. Augustine ist die älteste Stadt Nordamerikas, immerhin von 1565. Die kleine Innenstadt ist tatsächlich, nicht wie üblich ein großer Parkplatz mit Shoppingcenter drumherum, sondern ein Park mit Rathaus, Kirche und anderen sehr europäischen Elementen. Im Hotel, wollen wir erstmal eine Waschmaschinen Session machen, scheitern aber an den benötigten Vierteldollarmünzen. 15 Stück würden wir brauchen für zwei Mal waschen, einmal trocknen. Das Problem lässt sich nur lösen, in dem wir bei McDonald's vorbeifahren und ich völlig unnötig einen Frappé mit Erbeeren-in-Schokoglasur Geschmack kaufen muss, um das Geld zu wechseln. Von mir aus könnte jeden Tag Waschtag sein. :-)
Orlando - Kennedy Space Center, Florida
3, 2, 1 ist die Telefon Vorwahl der Region und das nicht ohne Grund. Vom Kennedy Space Center startete die erste Mondmission und auch heute noch geht's von hier aus in den Orbit. Die nächste Rakete startet in 5 Tagen. Die Zeiten des Space Shuttle Programms sind allerdings seit drei Jahren vorbei. Die verbleibenden vier Space Shuttle sind also reif fürs Museum. Ein Exemplar davon, die Atlantis, steht eindrucksvoll in einer Halle und bekommt viel Aufmerksamkeit.
Auf dem Gelände kann man nicht nur echte Raketen anschauen, man kann sich auch von einem echten Astronauten was erzählen lassen und sogar ein Foto von sich mit Astronaut machen lassen. Ein bisschen wie im Zoo. Im IMAX Kino schauen wir uns den ersten 3D Film an, der jemals im Weltraum gedreht wurde. Heute gibt's den leider nur in 2D.
Astronaut zu sein ist wahnsinnig spannend, aber auch etwas unbequem, wenn man sich die Anzüge genauer anschaut. Es sei denn, man heißt Barbie, dann geht das alles ganz locker easy mit Schminkpinselöffnung im Helm. Huston, wir haben ein Make-up!
Am Abend kosten wir bei Cheryle und David die besten Grillmaiskolben der Welt und machen nebenbei ein paar Fußbilder. David ist eigentlich Opernsänger, hat mal zwei Sommer lang in Deutschland auf Fehmarn gewohnt, auf der Fähre nach Dänemark Zigaretten und Butter verkauft und verdient sein Geld jetzt dort, wo es herkommt. In einer Bank. Cheryle war früher Kunstlehrerin und macht nun in Raumdesign, was man dem Haus auch wirklich ansieht.
St Petersburg - Orlando, Florida Regenwetter - wir haben unseren Spaß im Dali Museum, St Petersburg. Der Mann, der von sich sagt: "Ich bin der Surrealismus", kann nicht nur dicke Sprüche klopfen, sondern auch toll malen. Was ihn total sympathisch macht, ist, dass er keine Werke schuf, die "Ohne Titel" heißen. Im Gegenteil. Das große Bild heißt: "Geist von Vermeer van Delft, der auch als Tisch benutzt werden kann". Andere Bilder heißen: "Milchquelle, die sich sinnlos auf drei Schuhe ergießt", " Galacidalacidesoiribunucleicacid" oder "Weiche Konstruktionen mit gekochten Bohnen". Total inspiriert sehen wir die Welt danach mit anderen Augen und zum Picknick am See gibt es leckeren "Kritharaki Salat aus dem man hervorragende Sandalen machen könnte" und "Intellektuelle Avocado Baguettes die sich ihrer eigenen Wustlosigkeit bewusst sind", dazu einen Schluck "Pures Wasser des ewiglich reinen Gedankens". Um nach soviel Kunst wieder etwas real zu werden, unterhalten wir uns mit John, der gerade selbst seinen Nissan Z 300 von 1983 bewundert. Wir bewundern mit, besonders die herausnehmbaren Dachteile, ich darf mal probesitzen, während Johns Frau im Hafenbecken Delfine und Seekühe sichtet. Zum Abschied bekommen wir noch eine mentale Wunderheilung von allen Gebrechen mit auf den Weg und dann düsen wir auch schon nach Orlando, wo wir im wunderschönen Haus von Cheryle und David wohnen.
St Petersburg, Florida
Florida ist der Sunshine State. Aber seit gestern ist Regenzeit und da darf es auch mal regnen. Wie gut, dass wir heute nicht viel mehr vorhaben, als an die Westküste umzuziehen. Die Westküste von Florida. Unterwegs ist die Straße so öde, dass wir uns ein Bild sparen. Drei Wörter: lang, flach, gerade. Zusätzlich zum Tempomat, wäre ein Lenkomat wünschenswert (auch wenn er nicht viel zu tun hätte). Homestead, Florida Edward Leedskalnin aus Lettland wurde am Tag seiner Hochzeit von seiner 16 Jahre alten Verlobten verlassen. Das traf den guten Mann so sehr, dass er nicht nur nie wieder eine andere Frau fand, er verbrachte fortan sein Leben mit dem Bau eines Schlosses aus Korallengestein in Florida. Sein Coral Castle widmete er seiner Sweet Sixteen. Er baute 28 Jahre lang ganz alleine und nur mit primitiven Werkzeugen, erstes weil er kein Geld für aufwendige Technik hatte und zweitens, weil er angeblich das Geheimnis des Pyramidenbaus der Ägypter kannte. Weil er immer nur nachts heimlich arbeitete, entstanden bald wilde Gerüchte, mit welchen mysteriösen Superkräften es der kleine schmächtige Mann schaffte, ganz alleine, bis zu 30 Tonnen schwere Gesteinsbrocken zu bewegen. In seinem Liebesschloss richtete Edward alles für die Frau seiner Träume und seine Kinder her, alles aus Stein. Schlafzimmer, Herztisch, Badewanne, Sonnenuhr und Kinderbestrafungsecke. Leider ließ sich seine Angebetete von seinem Bauwerk nicht beeindrucken. 1951 hängte Edward ein Schild an sein Coral Castle: "Gehe ins Krankenhaus." Drei Tage später starb er dort. Eine Menge andere Leute ließen sich aber von Coral Castle beeindrucken. Billy Idol zum Beispiel. Das Schloss und seine Geschichte inspirierte ihn so sehr, dass er ein Lied darüber schieb: Sweet Sixteen. Im Klimadiagramm beginnt exakt heute die Regenzeit in Florida. Am Himmel sieht man noch nichts davon, aber der Paddelmann, bei dem wir uns heute Stand Up Paddel Bretter leihen wollten, hat schon Saisonende gemacht. Blöd. :-( Dann gehen wir eben Fische füttern. Wie bitte, langweilig? Von wegen! Der Arm des mutigen Mannes im Bild, hat jetzt nicht nur ein Tatoo für die Ewigkeit, sondern auch ein paar schöne Narben als Souvenir. Die zu fütternden Fische heißen Tarpons und sind ganz schön groß und bissig. Schnapp! Wir werfen die Futterfische lieber von weiter oben ins Wasser. Das gefällt den Möwen und Pelikanen auch viel besser. Wusstest du, dass eine kleine Möve einen ganzen 15 cm Fisch im Flug am Stück schlucken kann?
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